zitiert aus: http://www.bechhaus.de/
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Außerbiblische Belege für die Existenz Jesu
Außerbiblische Belege für die Existenz Jesu
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Zuletzt geändert: 12.02.1998
Einführung
Bisweilen wird kritisch angemerkt, daß man ja keinerlei
außerbiblische Quellen fände, die Jesus erwähnen.
Dies offenbar, um die Glaubwürdigkeit der biblischen Texte
in Frage zu stellen.
Demgegenüber ist zweierlei zu sagen: Einerseits gibt
es außerbiblische Quellen, die Jesus erwähnen - einige
von ihnen beschreibt dieser Artikel - zum anderen muß man
sich die historische Situation vergegenwärtigen und sich
fragen, welche außerbiblischen Aussagen man überhaupt
erwarten kann.
Daß Gerüchte über einen Prediger irgendeiner
Religion irgendeines Völkleins am Rande des römischen
Imperiums so viel Aufmerksamkeit finden, daß sie bei zeitgenössischen
römischen Historikern Erwähnung finden, ist zum Beispiel
meines Erachtens eher unwahrscheinlich. (Zu einem späteren
Zeitpunkt, als sich die Nachricht von der Auferstehung dieses
Jesus durch seine Anhänger wie ein Lauffeuer in der antiken
Welt ausbreitete und als die Christen zu einem Faktor innerhalb
der römischen Welt wurden, hatte sich diese Situation grundlegend
gewandelt).
Eine andere Anfrage ist an die Überlieferungssituation zu
stellen: Es gilt zu berücksichtigen, daß uns die biblischen
Texte nur deshalb zur Verfügung stehen, weil sie immer wieder
abgeschrieben wurden. Kein einziges Original liegt uns vor.
Schon die Auffindung einer alten Abschrift ist ein Glücksfall,
die Auffindung des Originals eines biblischen Textes biblischen
Textes wäre nicht weniger als ein Wunder. Ebenso unwahrscheinlich
ist die Auffindung des Originals einer zeitgenössischen Erwähnung
Jesu. Und da diese nicht so penibel und eifrig überliefert
worden sein dürften, ist die Chance, einen solchen Text zu
finden, verschwindend gering.
Zum dritten klammert man alle diejenigen aus, die sich von Jesus
überzeugen ließen und von seinem Leben berichteten,
weil sie ihn für den Christus, den versprochenen Messias
hielten.
Es entsteht das Bild, daß man solange an der Art des geforderten
Beweises herumfeilt, bis es nahezu ausgeschlossen ist, einen solchen
Beweis aufzutreiben.
Aber nun zu den Erwähnungen, die uns vorliegen.
Eine Auswahl von Belegen
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben, enthält
dieser Text eine Aufstellung außerchristlicher Quellen, die
Jesus und/oder die frühen Christen erwähnen:
- Cornelius
Tacitus
Römischer
Historiker, Statthalter der Provinz Asien
In seinem Bericht über die Regierung Neros schreibt er:
"Doch nicht durch menschliche Hilfe, nicht
durch des Fürsten Spendungen oder durch Sühnungen der
Götter ließ sich der Schimpf bannen, daß man
glaubte, es sei die Feuersbrunst geboten worden.
Um daher dieses Gerede zu vernichten, gab Nero denen, welche wegen
ihrer Schandtaten verhaßt das Volk Christianer nannte,
die Schuld und belegte sie mit den ausgesuchtesten Strafen. Derjenige,
von welchem dieser Name ausgegangen, Christus, war unter
des Tiberius Führung vom Procurator Pontius Pilatus hingerichtet
worden; und der für den Augenblick unterdrückte verderbliche
Aberglaube brach wieder aus, nicht nur in Judäa, dem Vaterland
dieses Unwesens, sondern auch in der Hauptstadt, wo von allen
Seiten alle nur denkbaren Greuel und Abscheulichkeiten zusammenströmen
und Anhang finden."
Annalen XV.44
Offenbar ist Tacitus nicht gerade
ein Freund der Christen zu nennen, aber seine Aussagen ueber
die Existenz Christi und über seine Hinrichtung sind eindeutig.
Ein weiterer Hinweis auf das Christentum findet sich in einem
Bruchstück seiner Historien, in dem er die Verbrennung
des Jerusalemer Tempels 70 n.Chr. behandelt (nach Sulpicius
Severus, Chron. ii.30.6).
- Lucian
Satiriker
des 2. Jahrhunderts
Er bezeichnet Jesus Christus als "den
in Palästina gekreuzigten Menschen", der "diese
neuen Mysterien in die Welt einführte", und
schreibt weiterhin: "Ferner beredete
er sie ihr erster Gesetzgeber, dass sie alle untereinander Brüder
wären, wenn sie einmal die hellenischen Götter abgeschworen
hätten, jenen ihren gekreuzigten Sophisten anbeteten und
nach seinen Gesetzen lebten [...]" Lucian Bd. 2/9
- Flavius Josephus
Jüdischer
Historiker, 1. Jahrhundert
Einer der bekanntesten außerchristlichen Erwähnungen
überhaupt ist das sogenannte "Testimonium Flavianum". Leider
- und das hat sich mittlerweile als Konsens etabliert - ist
der Text zumindest in dieser Form nicht von Flavius Josephus
geschrieben worden. Daher kann man ihn nicht als Beleg werten.
Der Vollständigkeit halber sei er dennoch wiedergegeben:
"Um diese Zeit lebte Jesus, ein weiser
Mensch, wenn man ihn überhaupt einen Menschen nennen darf.
Er war nämlich der Vollbringer ganz unglaublicher Taten
und der Lehrer aller Menschen, die mit Freuden die Wahrheit
aufnahmen. So zog er viele Juden und auch viele Heiden an sich.
Er war der Christus. Und obgleich ihn Pilatus auf Betreiben
der Vornehmsten unseres Volkes zum Kreuzestod verurteilte, wurden
doch seine früheren Anhaenger ihm nicht untreu. Denn er
erschien ihnen am dritten Tage wieder lebend, wie gottgesagte
Propheten dies und tausend andere wunderbare Dinge von ihm vorher
verkündigt hatten. Und noch bis auf den heutigen Tag besteht
das Volk der Christen, die sich nach ihm nennen, fort." (Jüdische
Altertümer XVIII.3.3)
Es ist offensichtlich, daß man ein so begeistertes Bekenntnis
zu Jesus von einem jüdischen Historiker, der Jude geblieben
ist, nicht erwarten darf. Der Text macht Josephus zu einem Christen,
denn er bekennt Jesus als den Christus, also als Messias.
Einigen Theorien zufolge hat an dieser Stelle ursprünglich
doch etwas ueber Jesus gestanden, doch wurde der Text nachträglich
"verbessert" (=verfälscht). Interessanterweise gibt es
dieselbe Stelle noch einmal in einem arabischen Manuskript,
dort liest sie sich folgendermaßen:
"Zu dieser Zeit gab es einen weisen Menschen
namens Jesus. Und sein Wandel war gut, und [er] war als tugendhaft
bekannt. Und viele Leute aus den Juden und aus den anderen Völkern
wurden seine Jünger. Pilatus verurteilte ihn zur Kreuzigung
und zum Tode. Und alle, die seine Jünger geworden waren,
blieben in der Jüngerschaft. Sie berichteten, daß er
ihnen drei Tage nach der Kreuzigung erschienen sei und daß
er lebendig sei; demnach war er vielleicht der Messias, über
den die Propheten Wunder erzählt haben."
Diesen Text könnte man sich
schon eher aus der Feder von Josephus vorstellen. Aber lassen
wir die Frage nach dem Wortlaut des "Testimonium Flavianum"
so, wie sie in der wissenschaftlichen Diskussion ist: ungeklärt.
Weit unbekannter und meines Wissens nicht in dem Verdacht
nachträglicher Verfäschung stehend, erwähnt Josephus
den Bruder von Jesus, Jakobus, und auch Jesus selbst (Altertümer
XX, 9.1):
"Der jüngere Ananus jedoch,
dessen Ernennung zum Hohepriester ich soeben erwähnt habe,
war von heftiger und verwegener Gemütsart und gehörte
zur Sekte der Sadduzäer, die, wie schon früher bemerkt,
im Gerichte härter und liebloser sind als alle anderen
Juden. Zur Befriedigung dieser seiner Hartherzigkeit glaubte
Ananus auch jetzt, da Festus gestorben, Albinus aber noch nicht
angekommen war, eine günstige Gelegenheit gefunden zu haben.
Er versammelte daher den Hohen Rat zum Gericht und stellte vor
dasselbe den Bruder des Jesus, der Christus genannt wird,
mit Namen Jakobus, sowie noch einige andere, die er der
Gesetzesübertretung anklagte und zur Steinigung führen
ließ."
- Sueton
Römischer
Geschichtsschreiber, Hofbeamter unter Hadrian, Annalist des
kaiserlichen Hauses
"Da die Juden unter ihrem Anführer
Chrestos [=Christus] beständig Unruhe anstifteten, vertrieb
er [Claudius] sie aus Rom."
[Sueton, Leben der Cäsaren,
Claudius Par.25] Suetonius/296
Hier wird gut deutlich, daß
die Christen in der ersten Zeit noch nicht von den Juden getrennt
gesehen wurden. Sueton greift auf, was ihm, teils mehr gerüchtweise,
an Informationen vorliegt. Über die Christen schreibt er:
"...über die Christen, Menschen,
die sich einem neuen und gefährlichen Aberglauben ergeben
hatten, wurde die Todesstrafe verhängt."
[Nero, Par 16] Suetonius/326
- Plinius Secundus
(Plinius der Jüngere)
Statthalter
von Bithynien in Kleinasien
"Sie behaupteten aber, ihre ganze
Schuld - oder ihr ganzer Irrtum - habe darin bestanden, daß
sie sich an einem bestimmten Tage vor Sonnenaufgang zu versammeln
pflegten, Christus zu ehren, wie einem Gotte, im Wechselgesang
ein Lied anzustimmen, und sich eidlich nicht etwa zu einem Verbrechen
verpflichteten, sondern keinen Diebstahl, keinen Raub, keinen
Ehebruch zu begehen, kein gegebenes Wort zu brechen, kein anvertrautes
Gut, wenn es zurückgefordert wird, abzuleugnen." (Briefe
X.96) Plinius Secundus/423
- Thallus (52
n.Chr.)
Leider
sind keine direkten Schriftfunde von Thallus erhalten.
Erhalten sind jedoch einzelne Zitate seiner Schriften bei
anderen Autoren. Julius Africanus gibt ihn wie folgt wieder:
"Thallus erklärt im dritten Buch
seiner Geschichte diese Finsternis als eine Sonnenfinsternis;
damit kann er aber nach meiner Meinung nicht überzeugen."
(Natürlich kann das nicht überzeugen, denn
bei Vollmond gibt es keine Sonnenfinsternisse.)
F.F.Bruce folgert, dass der Passionsbericht schon in der Mitte
des 1. Jahrhunderts auch Nichtchristen in Rom bekannt war und
man sich bemühte, eine "natürliche" Erklärung
für das Phänomen zu finden. Die Begruendung "Vollmond"
bezieht sich darauf, daß Christus zur Zeit des Passa-Vollmondes
starb.
- Der Brief
von Mara Bar-Serapion
Geschrieben
nach 73 n.Chr., genaue Datierung nicht möglich.
Ein Syrer namens Mara Bar-Serapion schreibt an seinen Sohn
Serapion. Er ermutigt ihn dazu, die Weisheit zu suchen, und
gibt drei Beispiele dafür an, daß von Unglück
heimgesucht wird, wer einen Weisen tötet. Dabei stellt
er die Tode von Sokrates, Pythagoras und Christus in eine Reihe:
"Was profitierten die Athener davon,
daß sie Sokrates töteten ? Hungersnot und Pest traf
sie als Strafe für ihr Verbrechen.
Was profitierten die Einwohner von Samus davon, dass sie Pythagoras
verbrannten ? Kurze Zeit später war ihr Land unter einer
Sandschicht begraben.
Was profitierten die Juden davon, daß sie ihren weisen
König hinrichteten ? Kurz danach wurde ihr Königreich
total zugrundegerichtet.
Gott hat diese drei Weisen in gerechter Weise gerächt:
Die Athener verhungerten, Samos wurde vom Meer überschwemmt,
und die Juden, ruiniert und aus ihrem Land vertrieben, leben
jetzt in absoluter Zerstreuung. Aber Sokrates ist nicht tot.
Er lebt weiter in der Lehre Platos. Pythagoras ist nicht tot.
Er lebt weiter in der Statue der Hera. Und auch der weise König
ist nicht tot. Er lebt in der Lehre fort, die er brachte."
Es handelte sich hierbei offenbar
um keinen Christen, sonst hätte er nicht geschrieben, daß
Christus in seiner Lehre weiterlebt, sondern daß er von
den Toten auferstanden ist.
- Der Talmud
Im Talmud
taucht Jesus verschiedentlich auf, er wird dort allerdings "Ben
Pantera", "Ben Pantere" oder "Jeschu ben Pandera" genannt.
Für das "Ben Pandera" (Sohn des Pandera) gibt es mehrere
Erklärungsansätze: Zum einen eine Verzerrung des gr.
"parthenon" (Jungfrau), andererseits gab es unter den Juden
die Meinung, ein "Panteri" oder "Pandera" sei der leibliche
Vater von Jesus gewesen, und Jesus damit ein außereheliches
Kind. Die folgenden Textstellen sind inhaltlich natürlich
vor dem Hintergrund zu betrachten, daß sie nicht aus einer
neutralen Perspektive stammen.
"Am Vorabend des Pesachfestes haben
sie Jesus gehängt. Der Herold aber ging vierzig Tage vor
ihm her: Dieser geht hinaus, um gesteinigt zu werden, weil er
Zauberei getrieben und Israel verlockt und abgesprengt hat.
Jeder, der etwas zu seinen Gunsten weiß, komme und plädiere
für ihn. Aber sie fanden nichts zu seinen Gunsten und hängten
ihn am Vorabend des Pesahfestes." (Babylonischer Talmud, Sanhedrin
43)
Ein späterer Kommentar (3.
Jh.) hierzu:
"Meinst du denn, er sei einer gewesen,
zu dessen Gunsten sich etwas haette wenden koennen ? Er war
doch ein Verlocker, und der Allbarmherzige sprach: Du sollst
ihn nicht schonen und ihn nicht bedecken. Aber mit Jesus verhielt
es sich anders, weil er der Regierung nahestand." (Talmud/207;
Babylon. Talmud Band 8/631
Nach dem jüdischen Gelehrten
Klausner spricht der Talmud von Hängen und nicht
von Kreuzigen, "weil jene abstoßende römische
Todesart den jüdischen Gelehrten nicht aus ihrem eigenen
Rechtssystem, sondern nur von der römischen Gerichtsbarkeit
her bekannt war. Selbst Paulus erklärt die Stelle: »
Denn Verwünschung Gottes ist ein Gehenkter « [5 Mo
21,23] als auf Jesus bezüglich [Gal 3,13]."
Eine weitere namentliche Erwähnung, zitiert bei Klausner
(alle Klammern gehören zu diesem Zitat):
"Akiba, du hast mich erinnert. Einmal
ging ich durch den oberen Markt (in der Tosefta: Straße)
von Sepphoris und traf da einen Mann [von den Jüngern des
Jesus des Nazareners], und Jakob aus dem Dorfe Sechania (in
der Tosefta: Sichnin) war sein Name. Der sprach zu mir: In eurer
Thora ist geschrieben: Bringe nicht Dirnenlohn...in deines Gottes
Haus. Was soll damit geschehen - soll man daraus eine Latrine
fuer den Hohenpriester machen ? Ich aber sagte nichts. Da sprach
er zu mir: So lehrte mich Jesus der Nazarener (in der Tosefta:
»Jesus ben Panteri«): Aus Dirnenlohn ward es aufgehäuft
und zu Dirnenlohn soll es wieder werden. Vom Ort des Schmutzes
sind sie gekommen und zum Ort des Schmutzes sollen sie zurückkehren."
- Dies hat mir gefallen, und deshalb ward ich wegen Ketzerei
ergriffen. Übertreten habe ich, was in der Thora geschrieben
ist: »Dein Weg führe fern von ihr« - gemeint
ist: die Ketzerei; » und nähere dich nicht der Tür
ihres Hauses « - gemeint ist: die Obrigkeit." (aus
Klausner, Joseph: Jesus von Nazareth. Seine Zeit, sein Leben
und seine Lehre (Jerusalem: The Jewish Publishing House 3. Aufl.
1952))
Klausner kommentiert: Es kann
"kein Zweifel darüber bestehen, daß die Worte von
den Jüngern des Nazareners und so lehrte mich Jesus
der Nazarener alt und echt sind, wenn sie auch in den Parallelstellen
kleine Veränderungen erlitten haben." (a.a.O., S.45)
http://www.bechhaus.de/
Ende
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