Überlieferung
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Jesus und seine SchülerWie zuverlässig wurden Jesu Worte überliefert?von Franz (Graf-)Stuhlhofer
InhaltVorwort1. Jahrzehnte vergingen ...
2. Mündliche Weitergabe zuverlässig?
3. Es begann mit ungebildeten "Fanatikern"
4. Propheten und Enthusiasten
5. Die literarische Explosion 50 Jahre danach
6. Der Geschichtsbegriff in der Antike7. Parteiische Geschichtsschreibung8. Ländliche Aramäer und städtische Hellenisten
9. Wie argumentieren andere Evangelikale?
10. Reaktionen auf Riesner11. Widersprüche zwischen den Evangelien?ZusammenfassungEin Aufsatz vom gleichen Autor: >> und "Ist es wichtig ob die Evangelien historisch zu verstehen sind.pdf" VorwortDieses Buch geht einer historischen Frage nach. Hierbei finden wir verschiedene Positionen. Manche halten diese Frage prinzipiell für unbeantwortbar. "Wir können nicht hinter die Texte zurück", so ihre Haltung. Wir hätten demnach zwar Texte und können uns mit diesen auch beschäftigen, doch die Ereignisse, die vor der Niederschrift dieser Texte liegen, könnten wir nicht mehr erforschen. Ist diese Haltung berechtigt? Viele Menschen würden das bedauern und sich mit Bedauern vom Neuen Testament abwenden. Denn noch immer ist die Persönlichkeit des historischen Jesus das Attraktivste am ganzen Christentum. Viele Menschen finden Jesus faszinierend. Wenn man sie davon überzeugen kann, daß wir über den historischen Jesus nichts oder nahezu nichts aussagen können, so werden sie sich eben anderen, aktuelleren Themen zuwenden. Denn die Theologie etwa des Matthäus fasziniert sie wesentlich weniger als die Persönlichkeit Jesu. Sicherlich bleiben noch einige Literaturspezialisten übrig, die es spannend finden, diese Texte im Hinblick auf darin verborgene Aussage-Absichten zu analysieren, aber solche Menschen sind doch stark in der Minderheit. Wie theologische Literatur auf viele Laien wirkt, hat Wolfgang Feneberg anschaulich dargelegt: "Da nun den Glaubenden nicht so sehr interessiert, was Markus geglaubt und aus diesem Glauben heraus sich erdacht hat, sondern nur und einzig, was Jesus geglaubt, gesagt und getan hat, liegt hier der Grund für das Unbehagen des Glaubenden an Kommentaren und Jesusbüchern" (in: Stimmen der Zeit I982, 857).Obwohl nun diese Haltung unter Theologen weitverbreitet ist, wird sie
doch nicht von allen geteilt. Auch unter jenen, die den historischen Gehalt
der Evangelien skeptisch beurteilen, gibt es manche, die es für möglich (und wichtig!) halten, diesen historischen Gehalt ausfindig zu machen. "Wir müssen nach dem Jesus der Geschichte fragen", lesen wir etwa bei Kurt Niederwimmer in seinem Buch Jesus (1968, S. 10f). Die Antwort werde dabei zwar nur spärlich fließen; Niederwimmer meint, "daß nur ein Bruchteil der Überlieferung auf Jesus selbst zurückgeführt werden kann" (S. 24). Das wenige, das Rudolf Bultmann hier noch übrigließ, müsse nach Niederwimmer noch weiter verringert werden - dennoch bräuchten wir nicht vollständig zu resignieren. Andere Theologen sind hier zuversichtlicher. Doch übereinstimmend mit Niederwimmer meinen auch sie, daß die historische Frage möglich und wichtig ist. Rainer Riesner hat die synoptische Tradition untersucht und weist auf eine ganze Reihe von Indizien hin, die für eine verläßliche Weitergabe der Worte Jesu sprechen. Seine Dissertation Jesus als Lehrer war 1981 erschienen und erlebte bereits eine 3.Auflage (J.C.B. Mohr, Tübingen 1988); sie stieß also auf eine Nachfrage, die für eine theologische Doktorarbeit ungewöhnlich ist. Mein Buchtitel deutet die Nähe zu Riesners Buch bereits an. Riesners Dissertation war der hauptsächliche Anstoß für mich, dieses Buch zu verfassen. Ich hatte den Eindruck, daß seine Arbeit vieles enthält, was einem größeren Publikum zugänglich gemacht werden sollte. (Natürlich habe ich mich bei der Ausarbeitung nicht nur auf den Inhalt von Riesners Dissertation beschränkt. Auch die das Johannesevangelium betreffenden Fragen beziehe ich mit ein, während Riesner sich auf die Synoptiker konzentriert hatte.) Übrigens haben Rainer Riesner sowie Helmut Burkhardt (dessen Dissertation über Die Inspiration heiliger Schriften bei Philo von Alexandrien 1988 erschienen ist) das Manuskript zu meinem Buch gelesen und mir wichtige Hinweise gegeben.Ich bin mir dessen bewußt, daß eine solche Kurzfassung auch Gefahren in sich birgt, vor allem die Gefahr der Verein- 10 fachung; die Gefahr auch, daß die Gegenposition in ihrer Argumentation
nicht mehr voll zum Tragen kommt.
1. Jahrzehnte vergingen ...Jahrzehnte vergingen, bis schließlich einer der ehemaligen Schüler Jesu auf die Idee kam, man könnte doch Jesu Worte auch schriftlich festhalten. - Ist diese Vorstellung realistisch? Jedenfalls stoßen wir hier schon auf zwei Fragen. Zuerst: Wieviel Zeit lag zwischen Ereignissen und Niederschrift? und dann: War das Gedächtnis leistungsfähig (und -willig!) genug, um diesen Zeitraum zu überbrücken? Ein diese Fragen ansprechender Einwand könnte folgendermaßen formuliert
werden: a) Der Zeitpunkt der VerschriftlichungWann wurden die Evangelien abgefaßt? Ein grober Rahmen kann durch die
beiden Extremdaten, den Frühestzeitpunkt (terminus a quo) und durch den
Spätestzeitpunkt (terminus ante quem) fixiert werden. Wenn wir die Ereignisse
um Jesus auf etwa 3o "nach Christus" ansetzen, haben wir den ersten Zeit-
punkt. Die Berichte darüber können frühestens während dieser Ereignisse
(oder kurz danach) verfaßt worden sein. Erstens aus den ältesten Abschriften: ein Fragment des Johannesevangeliums wird auf etwa 120 n. Chr. datiert, nämlich der in Manchester aufbewahrte Papyrus 52. Er wurde in Ägypten gefunden, also etwa 1000 km von der Stelle entfernt, an der er vermutlich geschrieben wurde (Syrien oder Kleinasien). Zweitens aus der frühesten Benutzung von Evangelien seitens der nachneutestamentlichen Kirchenschriftsteller (deren älteste "Apostolische Väter" genannt werden). Allgemein anerkannte Beispiele für Evangelien-Benutzung liegen um 130 n. Chr.:
In Kapitel 5 werden wir die Frage nach dem Zeitpunkt der Abfassung der
Evangelien noch genauer zu beantworten versuchen. Was ergibt sich vorerst
aus dem hier gewonnenen "Rahmen"? Auf jeden Fall soviel, daß wir mit der
Möglichkeit eines Zwischenzeitraumes von mehreren Jahrzehnten rechnen
müssen. b) Wer konnte damals überhaupt schreiben?Wir müssen uns daran erinnern, daß im 2.Jahrtausend vor Christus eine folgenschwere "Entdeckung" gemacht wurde: Es wurde (in mehreren Schritten) das Alphabet entwickelt - mit etwa 30 Zeichen. In der hebräischen Sprache wurden 22 Konsonanten verwendet - mit Hilfe dieser 22 Zeichen konnten alle hebräischen Worte geschrieben werden. (Das griechische Alphabet umfaßte dann 24 Zeichen.) Durch ein solches Alphabet wurde das Erlernen des Schreibens (und Lesens) sehr erleichtert. Denn vorher war es nötig, für jedes Wort ein eigenes Zeichen zu lernen - noch heute ist deshalb das Chinesische so schwer zu erlernen. Im Alten Orient gab es (seit etwa 3000 v. Chr.) verschiedene Schrifttypen, etwa die ägyptischen Hieroglyphen und die babylonische Keilschrift, die ein solches aufwendiges Lernen benötigten (die Keilschrift etwa umfaßte über 500 Zeichen!). Zu dieser wichtigen "Entdeckung" des Alphabets kam es an der östlichen Mittelmeerküste (Phönizien?). (Man könnte denken: Gerade rechtzeitig, um die im AT ab 2. Mose berichteten Ereignisse sofort aufschreiben und verbreiten zu können!) So ist es auch verständlich, daß in Israel im Jahrtausend vor Jesus Schreibkenntnisse weit verbreitet waren. Jeder israelitische14 Hausherr mußte die Worte des Gesetzes schreiben können (5.Mo 6,9; 11,20). Um 700 v. Chr. gab es Propheten, die ihre Verkündigung durch geschriebene Tafeln (Schreibbretter mit einer Wachsschicht?) unterstützten, also verbreitete Lesekenntnisse voraussetzen konnten (Jes 8,1; 30,8; Hab 2,2f). Und überhaupt, wenn wir an das AT denken: Alleine die Tatsache, daß derart viel hebräische Literatur geschrieben und vor allem auch (durch Abschreiben) erhalten wurde, weist darauf hin, daß es viele schreib- und lesefähige Menschen in Israel gab. Zur Zeit Jesu gab es eine große Zahl von Synagogen. Dort fanden - religionsgeschichtlich betrachtet etwas Neues! - reine Wortgottesdienste statt. Auf jeden Fall wurde dabei ein Abschnitt aus den fünf Büchern Mose gelesen und wohl auch ein Abschnitt aus den Propheten. Von daher benötigte jede Synagoge zumindest einen lesefähigen Mann. Doch sollte jeder mündige Mann dazu fähig sein, und der Synagogenvorsteher zog auch tatsächlich mehrere Männer dazu heran. Diese Einrichtung bezeugt also weitverbreitete Lesekenntnisse.(Da Lesen und Schreiben im allgemeinen gemeinsam erlernt wird, kann man von daher auch auf weitverbreitete Schreibkenntnisse schließen. Überhaupt ist damit zu rechnen, daß mit der Einrichtung von Synagogen auch Schulen gegründet wurden - zusätzlich veranlaßt vielleicht auch durch Vorbild/Konkurrenz der hellenistischen Schulen - solche existierten bereits im 2.Jh. v. Chr. in Jerusalem laut 1. Makkabäer 1,14 und 2. Makkabäer 4,9.12.14.) Nach Apostelgeschichte 17,10f gab es auch Schriftstudium außerhalb des Synagogengottesdienstes: "... forschten täglich in den Schriften nach". Und die Essener sind ein Beispiel für eine Gruppe mit intensivem Schriftstudium. Im NT finden wir Jesus oft konfrontiert mit Schriftgelehrten - etwa den pharisäischen, die vorwiegend dem Mittelstand entstammten und gewöhnlichen (z. B. handwerklichen) Berufen nachgingen. Neben den pharisäischen und den sadduzäischen gab es aber auch noch Schriftgelehrte anderer Richtungen.15 Und wie war es um solche Kenntnisse innerhalb von Jesu Anhängerkreis bestellt? Dieser Frage gehen wir in Kapitel 3a nach. Literatur dazu: Das Große Bibellexikon, Bd. 3 (Wuppertal/Gießen 1989), S. I395-I400 (Artikel Schrift V = Schrifttypen) - Riesner 112. 137f. 153. 170. 173 f. 176. 179. 182- 191.198f.c) Wichtiges aufschreiben?Was machte jemand, der eine Botschaft übermitteln wollte? Insbesondere dann, wenn er der Meinung war, daß diese Botschaft letztlich von Gott selbst stammt? Sehr häufig lautete die Antwort: Er schrieb diese Botschaft auf oder diktierte sie einem Sekretär. Beginnen wir mit dem AT: "... erging von Jahwe dieses Wort an Jeremia:, Nimm dir eine Buchrolle, und schreib darauf alle Worte, die ich zu dir über Israel und Juda und über alle Völker gesprochen habe, seitdem ich zu dir rede ... Vielleicht werden die Leute vom Haus Juda, wenn sie hören, wieviel Unheil ich ihnen antun will, umkehren'" Jer 36,2f).Ein Skeptiker könnte nun die Frage aufwerfen, ob wirklich Gott selbst
so zu Jeremia gesprochen hat. Doch diese Frage braucht uns jetzt gar nicht
zu beschäftigen; wichtig ist bloß das eine, daß bereits sechs Jahrhunderte
vor Christus der Gedanke, eine wichtige Botschaft auch schriftlich festzuhalten,
vorhanden war. Wobei der Gedanke an spätere Generationen keineswegs im
Vordergrund stand, vielmehr ging es um die gegenwärtige, durch die Botschaft
angesprochene Generation - der ein Gericht angedroht wurde, das in den
nachfolgenden Jahrzehnten auch tatsächlich kam. Das heißt, eine schriftliche
Nie- derlegung einer aktuellen Botschaft wurde durchaus als sinnvoll angesehen. Die Leser dieser Prophetenschriften stießen bei der Lektüre mehrmals auf Schreibbefehle: Bei Jeremia auch schon in 30,2, dann nochmals in 36,28; bei Jesaja und Habakuk fanden sie die schon erwähnten Tafeln.Selbst wenn wir keinen solchen Schreibbefehl im Buch Jeremia finden würden: Allein die Existenz dieses Buches sagt schon etwas im Hinblick darauf, daß mitunter eine schriftliche Niederlegung als sinnvoll empfunden wurde. Wobei der Umfang des Niedergeschriebenen bedeutend sein konnte: Das Buch Jeremia etwa ist so umfangreich wie Markusevangelium und Johannesevangelium zusammengenommen. Ganz allgemein gilt (im Unterschied zum Gesetz Mose) für die Propheten, daß ihre Botschaft an eine konkrete Generation ging; trotz dieser Ausrichtung auf eine kurze Zeit wurde diese Botschaft einer Niederschrift wertgeachtet. Es herrschte also nicht die Überlegung: Diese Botschaft gilt ohnehin nur für einige Jahr(zehnt)e - es lohnt sich daher nicht, sie niederzuschreiben.Selbst wenn jemand ganz pessimistisch sein will, was den historischen Gehalt dieser prophetischen Bücher betrifft: Ob Propheten dieses Namens wirklich gelebt haben, ob deren Vorhersagen vielleicht alle erst nach den vorhergesagten Ereignissen erfolgten (der Fachausdruck für eine "Vorhersage im nachhinein" ist vaticinium ex eventu); in unserem Zusammenhang ist zweierlei viel wichtiger: Diese prophetischen Bücher existierten zur Zeit Jesu. Das kann mit absoluter Sicherheit behauptet werden, denn das belegen die Zitate in den ntl. Büchern, bei Flavius Josephus oder bei Philo von Alexandria, außerdem Abschriften unter den Qumran-Handschriften.Und sie wurden intensiv studiert, gehörten sie doch zu der Sammlung autoritativer Bücher, genannt "Schrift" oder "Schriften". Das heißt, Jesus und seine Anhänger lebten in 17 einer Welt, die geprägt war durch diese "Schriften" und somit auch durch
deren Vorbild in bezug auf das schriftliche Festhalten von als wichtig
erachteten Botschaften Gottes. Im Neuen TestamentAuch die ntl. Bücher weisen in die gleiche Richtung. Die Apostelgeschichte
berichtet von einer in Antiochia (in Syrien) aufgebrochenen Streitfrage,
die Notwendigkeit der Beschneidung Neubekehrter betreffend. Daraufhin
kam es in Jerusalem zu einer beratenden Versammlung. Deren Ergebnis wurde
den Christen in Antiochia durch einen Brief mitgeteilt, überbracht
von vier Männern. Es hätte ja genügt, wenn diese vier Männer das Ergebnis
mündlich mitgeteilt hätten. Doch parallel zu deren mündlicher Mitteilung
sollte auch eine kurze schriftliche Mitteilung überbracht werden (der
Inhalt des Briefes in Apg 15,23-29). Auch hier braucht uns die Frage, ob die Berichte der Apostelgeschichte historisch genau sind, nicht zu beschäftigen. Denn jedenfalls wurde die Apostelgeschichte im 1. Jahrhundert n. Chr. geschrieben und liefert ein Bild der damaligen Zeit - und stellt somit auch einen Beleg für die damalige Bedeutung der schriftlichen Vermittlung dar. Das gleiche gilt auch ganz generell für die im NT gesammelten Briefe; deren längste (Röm, 1.Kor und Hebr) jeweils halb so umfangreich wie das Markusevangelium sind. Im allgemeinen wurden sie durch einen Beauftragten des Briefschreibers überbracht, nicht durch die staatliche Post. Es hätte also durchaus genügt, wenn etwa Paulus seinen Mitarbeiter Timotheus mündlich informiert hätte über das, was er der zu besuchenden Gemeinde ausrichten will, wenn Paulus gemeint hätte, es genüge ja der Grundgedanke, und den werde sein Mitarbeiter schon verläßlich weitergeben können. Doch nein, Paulus gab ihm auch einen - mitunter langen - Brief mit, in dem er das Mitzuteilende schriftlich festhielt (z.B. 1.Kor 16,10). Dabei kündigt er an, später selbst zu kommen! Es bestand also durchaus keine Notwendigkeit für einen so langen, arbeitsaufwendigen Brief. Das Dringendste hätte der Mitarbeiter mündlich mitteilen können; genauere theologische Ausführungen hätte dann Paulus selbst bei seinem eigenen Kommen anbieten können (wie etwa bei 2.Joh 12 und 3.Joh 13f praktiziert). Jedenfalls wurden viele Briefe geschrieben - die erhaltenen Paulusbriefe
stammen sämtlich aus dessen zweiter Wirkungshälfte (und sind auch für
diesen Zeitraum nicht vollständig), stellen also wohl nur einen Ausschnitt
aus der Gesamtheit der von Paulus geschriebenen Briefe dar. Insgesamt
wird bei den ntl. Briefen mit zumindest fünf verschiedenen Autoren gerechnet.
Wir haben auch keinen Grund zur Annahme, daß alle in der frühen Christenheit
geschriebenen Briefe sich erhalten haben und in unser NT gelangt sind.
Es gab also wohl eine größere Zahl von Briefschreibern. Das zeigt, daß
die Praxis, zur Mit- teilung einer als wichtig angesehenen Botschaft die schriftliche Form
zu verwenden, weit verbreitet war. Wir könnten jetzt auch noch die sog. Offenbarung des Johannes betrachten. Ein umfangreiches Buch - nur wenig dünner als das Markusevangelium - und durchsetzt von starker Naherwartung. Lohnt es sich überhaupt noch, so knapp vor dem Ende ein so umfangreiches Buch zu schreiben? Jedenfalls wurde es geschrieben. Und gerade dieses Buch enthält von allen biblischen Büchern weitaus die meisten Schreibbefehle: "Was du siehst, schreibe in ein Buch und sende es den sieben Versammlungen" (1,11; ähnlich in 1,19; 2,1.8.12.18; 3,1.7.14; 14,13; 19,9; 21,5 - daneben auch einen "Schreib-nicht-Befehl": 10,4). Betrachten wir abschließend noch jene zwei Evangelien, die selbst etwas
über den Zweck ihrer Niederschrift aussagen. Beim Lukasevangelium
finden wir das gleich zu Beginn, in der Widmung an Theophilus: "... es
dir, vortrefflichster Theophilus, der Reihe nach zu schreiben, damit du
die Zuverlässigkeit der Dinge erkennst, in denen du unterrichtet worden
bist" (Lk 1,3f). vor, wohl in der Meinung, daß eine schriftliche Darlegung für den Leser
von Vorteil ist. Das andere Evangelium ist das "nach Johannes". Warum wurde es geschrieben?
"Auch viele andere Zeichen hat nun zwar Jesus vor den Jüngern getan, die
nicht in diesem Buch geschrieben sind. Diese aber sind geschrieben, damit
ihr glaubt, daß Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes" Joh 20, 33f).
Seit rund 100 n. Chr. wurde innerhalb der christlichen Bewegung eine bis dahin bloß für Notizbücher verwendete Buchform intensiv verwendet, auch für ihre "heiligen Schriften", nämlich der Kodex. Er sieht wie ein heutiges Heft oder Buch aus. Während zuvor die Blätter nur einseitig beschrieben und zu langen Rollen zusammengeklebt wurden, beschrieb man nun die Blätter beidseitig, gefaltet und an einer Kante zusammengefaßt. Daraus ergibt sich, daß jedenfalls zu dieser Zeit die Verbreitung schriftlicher Texte eine große Rolle spielte. Doch wissen wir nicht genau, wann die intensive Verwendung des Kodex' begann. Literatur zum Umfang der biblischen Bücher: Franz Stuhlhofer,
Der Gebrauch der Bibel von Jesus bis Euseb (1988), S. 38.58f.66. d) Jesus als Buchautor?Wenn man die verschiedenen atl. und ntl. Beispiele schriftlicher Niederlegung
wichtiger Botschaften zusammenstellt, könnte man zu einer extremen Vorstellung
gelangen: Wichtige Botschaften wurden immer und sofort schriftlich
festgehalten. Nach dieser Vorstellung wäre dann auch zu erwarten, Jesus
selbst hätte ein Buch geschrieben (eigenhändig oder durch Diktat). Denn
schließlich: Wenn er die Abfassung einer Jesus- Schrift jemand anderem
überließe, könnte es leicht passieren, daß dieser manches mißversteht,
durcheinanderbringt, schlecht ausdrückt ... Also wäre es doch wohl am
sichersten gewesen, wenn Jesus höchstpersönlich sein Buch schrieb und
dann seine Schüler darin einführte und überwachte, daß sie dieses Buch
korrekt abschrieben und dadurch vervielfältigten. Auch wenn uns die Evangelien
nur fragmentarische Einblicke in Jesu Tätigkeit vermitteln, können wir
doch sicher sagen, daß sich das Ganze nicht so abgespielt hat.
Jesus konnte vermutlich schreiben, hat es wohl auch getan Joh 8,6?). Aber
er hat kein Buch geschrieben, in dem er seine Lehren festhielt. Er hat
auch keinem Schüler diktiert. Es fehlt auch jeder Hinweis darauf, daß
Jesu Reden mitstenographiert wurden. Kurz und gut, Jesus hatte durchaus
nicht die extreme Einstellung, daß nur auf schriftliche Weitergabe Verlaß
sei. keine Sicherheit, daß es tatsächlich so war. Das heißt, wir müssen auch
mit der anderen Möglichkeit rechnen - daß zu so früher Zeit noch keine
Notizen gemacht wurden. Und wir haben weiter zu fragen, ob wir uns auch
in diesem Fall auf die Überlieferung der Worte Jesu verlassen können. 1.Johannesbrief - auch schriftlich. Wir begegnen hier dem Anspruch, daß
von Augenzeugen weitergegeben wurde: schriftlich, aber wohl auch mündlich.
Doch auch hier Fehlt jeder Hinweis auf ursprünglichste Texte - Protokolle,
Mitschriften oder bald nach Jesu Weggang von den Elfen autorisierte schriftliche
Berichte, mit denen nun alle weiteren Texte übereinzustimmen hätten. (Um
Augenzeugenschaft geht es auch am Schluß des Joh 21,24.) 24 e) Niederschreiben? Für wen?Nach Jesu Himmelfahrt und der Ausgießung des Geistes war eine neue Situation
eingetreten: Die Jünger begannen nun mit intensiver Missionstätigkeit,
und die christliche Bewegung wuchs schnell. Zu den Bekehrten gehörten
auch viele Menschen, die Jesus nie gesehen hatten. Diesen mußten nun die
wichtigsten Worte Jesu vermittelt werden - eine weitere Situation, wo
es darum ging, konkrete Inhalte zuverlässig weiterzugeben. Noch größer
wurde dieses Bedürfnis nach verläßlicher (möglichst schriftlicher) Information,
sobald sich das Urchristentum über Jerusalem hinaus ausbreitete und auch
an anderen Orten Gemeinden entstanden. Diese Gemeinden hatten nur gelegentlich
Augenzeugen in ihrer Mitte, die ihnen immer wieder Worte und Taten Jesu
in Erinnerung rufen konnten; sie waren deshalb in besonderer Weise auf
schriftliche Autfzeichnungen angewiesen, um sie sich selbst einprägen
und Neubekehrten übermitteln zu können. tel) dürfte der am frühesten fixierte Teil der Evangelien sein. Für diesen
Teil gab es auch bald ein "Bedürfnis": die Urgemeinde bestand durchweg
aus Judenchristen, und diese hielten wohl jährlich die Passafeier. Wenn
dann - gemäß dem Brauch - der älteste Junge den Hausvater nach dem Grund
dieser Feier fragte (2. Mo 12,26f; 13,14), sollte man sich dann bloß mit
der alten Geschichte vom Auszug Israels aus Ägypten begnügen oder nicht
doch vielmehr auch auf die Erfüllung dieser Feier im Leben und Sterben
Jesu verweisen? wurde, nicht auf mehrere Jahrzehnte zu veranschlagen ist, sondern nur
einige Monate oder Jahre umfaßt hat. Aber auch in einem solchen Zeitraum
kann bereits viel an Veränderung geschehen, bzw. an Verwirrung entstehen
- wenn die Worte Jesu im Zuge der mündlichen Weitergabe umgeformt werden,
so daß schließlich viele Worte Jesu in verschiedensten Abwandlungen verbreitet
sind. Eine entscheidende Frage ist daher: Wie leistungsfähig war das Gedächtnis
zu jener Zeit? |
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warum-ich.blogspot.com Ein Blog über die Frage: Warum lebe ich? Was ist der Sinn meines Lebens? Ist Evolution als Höherentwicklung wirklich möglich? Ist Gott der Schöpfer des Universums und des Menschen? Kann man der Bibel trauen? Warum glaube ich an Gott? Wer ist Jesus für mich? |
Factum-Magazin.ch/
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Jetzt kann man in die Tropfsteinhöhle Breitscheid hinein -
gehen
!!!!
der Blog zu "Alt - Breitscheid": www.alt-breitscheid.de/blog/ |