Töpfern
Ton > Ware
Gewinnung
Drehscheibe
Dekorieren
Brennen
Warenverkauf
Töpfereien
Haus 46
Haus 96
Haus 122
Haus 127
Wo?
Wo?
Geschichte
1620 - 1733
1749 - 1786
1787 - 1819
Prüfung
Meister 1
Meister 2
Erdrecht
Erdrecht 1
Erdrecht 2
Erdrecht 3
Ende
Ende 1
Ende 2
Ende 3
Industrie
Thonindustrie
> Arbeit
|
Dekorieren und Glasieren
Irdenware ohne Oberflächenbehandlung
ist im gebrannten Zustand porös und wasserdurchlässig. Zur allseitigen
Verwendung im Haushalt gab man den Gefäßen deshalb schon vor Jahrhunderten
einen dichten Überzug, der wegen seiner glasartigen Beschaffenheit
"Glasur" genannt wird. Anfangs wurde nur die Innenseite glasiert,
später auch die Außenseite; man hat bald erkannt, dass glasierte
Gegenstände stoßfester und leichter zu reinigen sind als andere.
Außerdem erlaubt der nach dem Brennen harte und durchsichtige
Belag das Verzieren der Ware durch "Unterglasurdekor" und gibt
den Gefäßen durch Hochglanz ein gefälligeres Aussehen.
Wie verzierte und glasierte
man in Breitscheid? Blumentöpfe erhielten, außer einem Farbring
bei größeren Stücken, keine Oberflächenbehandlung; bei ihnen war
eine geringe Wasserdurchlässigkelt erwünscht oder geduldet. Verzierungen
hätten sich bei dieser Einfachware auch nicht bezahlt gemacht.
Haushaltsgegenstände im täglichen Gebrauch, wie Milch und Vorratstöpfe,
einfache Kannen, Krüge und Kaffeekessel, wurden meist ohne weiteren
Schmuck farbig glasiert. Die dafür verwendete Mischung bestand
aus Tonschlicker, Ocker oder Braunstein und Bleioxyd; sie war
nass vermahlen und wurde als Einheitsfarbe für Töpfe "Debbeforb"
genannt. Man tauchte die Gefäße in die Flüssigkeit ein oder beschüttete
sie innen und außen damit. Diese Glasurart erforderte nur einen
Arbeitsgang, erbrachte aber wegen des geringeren Gehaltes an Flussmittel
nicht den sonstigen Hochglanz nach dem Brennen. Alle anderen Gegenstände,
auf deren Aussehen man mehr Wert legte, erhielten Verzierungen:
geritzt, gemalt oder aufgelegt und zuletzt "geschrieben".
Geritzte Verzierung setzte
"Engobe" (Anguss mit farbiger Tonmilch) voraus. Nach dem Antrocknen
dieser Grundfarbe wurden mit einem Metallkamm einfache Strichmuster
oder mit einem Griffel Figuren und Inschriften eingeritzt. In
unserem Jahrhundert ist diese Arbeitsweise nicht mehr oft angewendet
worden; wahrscheinlich wurde sie als veraltet empfunden.
Das Bemalen geschah mit dem
Malhorn, entweder auf das rohe Gefäß oder auf Anguss. In verschiedenen
Farben wurden Tupfen, Linien, Wellenbänder, Blumen und Tiermotive,
Jahreszahlen, Sprüche oder Namen mit freier Hand und mehr oder
wenig kunstvoll aufgetragen. Nach dem 1. Weltkrieg führten einige
Meister auch das "Schwämmeln" (Betupfen mit stempelartigen Schwämmchen)
ein. Es erforderte weniger Zeit als die Arbeit mit dem Malhorn,
hat sich aber hier nicht behauptet. Pfannkuchenteller und Schreibzeuge
erhielten zusätzlichen Schmuck durch das Ausschneiden von blatt
, stern oder herzförmigen Figuren in der Platte bzw. den Seitenteilen
vor der Bemalung. Bei den Kuchentellern wurde mit dem Ausschneiden
noch ein anderer Zweck verfolgt: durch Luftzutritt von unten kühlten
die Pfannkuchen schneller ab.
Aufgelegten Dekor wandte man
bei besseren und weniger benutzten Gefäßen an, so bei Kaffee und
Teegeschirr für den Sonntagstisch oder bei Vasen, Krügen und Kannen
als Zierstücken. Ursprünglich bestand die Auflage aus sogenannten
"Wickelchen" (Tonklümpchen und röllchen), die mit einem Stempel
oder einem Modellierholz auf den rohen Scherben angebracht wurden.
Seit etwa 1890 bediente man sich der in der Siegerländer Werkstatt
entwickelten Methode, mit Hilfe einer "Maltüte" aus festem Leinen,
die mit Tonschlicker gefüllt war, Widmungen, Namen, Jahreszahlen
und andere Verzierungen auf die Gefäße zu "schreiben". Daneben
waren später jedoch weitaus weniger "Modeln" (Hohlformen aus Holz)
im Gebrauch, in denen Ranken, Trauben, Girlanden und sonstige
Figuren geformt wurden. Bemalt wurden die Auflagen nicht; bei
der älteren Ausführungsart war der Modellierton gefärbt, bei dem
neuen Dekor erhielten die Gefäße einen hellbraunen oder dunkelbraunen
Überguss.
Nach dem Trocknen der Verzierungen
wurde die Ware glasiert, d. h. in Glasurflüssigkeit eingetaucht
oder damit beschüttet. Dabei mussten die Unterseiten freibleiben,
um ein Anbacken der Gefäße beim Brennen zu vermeiden. Als Flussmittel
enthielt die Glasur Bleioxyd, ausnahmsweise auch einen Zusatz
(wahrscheinlich Quarz); andere Mineralien etwa Lehm, Zinn oder
Salz kannten die Breitscheider Häfner in der Berichtszeit als
Flussmittel nicht.
Das aus Bad Ems oder aus Mechernich
bezogene Bleierz wurde im Mörser kleingestampft, dann mit etwas
Tonmilch und viel Wasser vermischt und in der handbetriebenen
"Örzmöhl" (Erzmühle mit Boden und Läuferstein aus Quarzit oder
Basaltlava) fein gemahlen. Die graue, undurchsichtige Brühe verwandelte
sich im Brennofen in einen durchsichtigen, glänzenden Überzug:
die Glasur. Bei gutem Gelingen des Brandes war sie unlöslich mit
dem Scherben verbunden, rissefrei, wasserundurchlässig, stoßfest,
geschmacksneutral und trotz Bleigehalt entgegen vieler heutiger
Bedenken unschädlich.
aus "260 Jahre Häfnerhandwerk
in Breitscheid" von Ernst Henn
zurück
zur Drehscheibe - zum
Brennen
zurück
zur Karte - o zurück zur
Liste
|