Einfalt und Unverstand nur langsam verließen, der Graf aber das wenige Volk, das ihm von Gott verliehen, seines ewig seligmachenden Wortes nicht länger beraubt haben wolle, so habe er durch diese Instruktion dem Unverstand zu Hülfe kommen wollen.
Bei der Neubesetzung der breitscheider Stelle nach des alten Kaplans Abgang sah unser Graf natürlich darauf, einen Anhänger der Lehre Luthers zu gewinnen. Er glaubte in Jakob Ebersbach den rechten Mann gefunden zu haben, der nun der erste evangelische Pfarrer in Breitscheid wurde. Am 4.Juli 1536 bekennt Graf Wilhelm, daß er nach dem Tode des Niklas Koch mit der Kapelle zu Breitscheid, deren Verleihung ihm als Lehns- und Schutzherr (de jure patronatus) zustehe, den Priester Jakob Ebersbach belehnt hat, der hierzu geeignet und tauglich ist, um Gottes Willen sein heiliges Wort lauter und rein zu predigen und dem Volke zur Lehre, zum Leben und Wesen vorzustehen. (Staatsarchiv Wiesbaden) - Über den Lebensgang des neuen Pfarrers wird an anderer Stelle gesagt: "Er hatte zu bologna 1519 studiert, war zu Dillenburg Choralis (=Kaplan) gewesen und hernach Kaplan zu Siegen geworden. War einmal zu Trier und hernach durch Erasmus Sarcer ordinieret worden."
In den nun folgenden Jahren (ab 1538) handhabte der Vorsitzende der Dillenburger Synode, Sarcer, strenge Kirchenzucht und wurde so zum eigentlichen Reformator des Landes. Er erstrebte besonders ein reines, vorbildliches Leben der Geistlichen. Viel fand die Synode auf diesem Gebiete zu tun. Auch in den Gemeinden Schönbach und Breitscheid entrollte sich ein Kapitel von "Schuld und Sühne". Fast 400 Jahre lang liegt der Schleier über den Vorgängen, und wir wollen ihn nicht heben. Wem könnte es auch förderlich sein? Und würden wir alle die rechte Einstellung zu diesen Dingen haben und sie so sehen, wie sie in ihrer zeitgeschichtlichen Verflochtenheit und Gebundenheit zu sehen sind? - Nach Verbüßung seiner Gefängnisstrafe (1541) wurde unser Pfarrer zum Kaplan nach Haiger abgefertigt. Später finden wir ihn wieder auf der breitscheider Stelle, diesmals wirklich in einer unrühmlichen Rolle. Als evangelischer Pfarrer hatte er sich seinerzeit in Breitscheid anstellen lassen und damit bekundet: Das ist mein Glaube, meine Überzeugung. Nun forderte der katholische Kaiser die Unterwerfung des Dillenburger Landes unter das Augsburger Interim, das wichtige Punkte der evangelischen lehre wieder preisgab. Am 6. Febr.1549 wurden sämtliche Pfarrer im Dillenburgischen von einer kaiserlichen Kommission in Herborn befragt, ob sie das Interim annehmen wollten. Alle bis auf zwei erklärten sich dagegen, obwohl sie nicht im Zweifel darüber waren, daß diese ihre Haltung wahrscheinlich ihre Absetzung und damit ihre Vertreibung mit Weib und Kind zur Folge haben würde. Unter den beiden Abtrünnigen fand sich unser Pfarrer Jakob. Als die "Winde wehten", fiel er um. Hier liege ich, ich kann auch anders! In einer äußeren, aber mit der Ruhe des Gewissens erkauften Sicherheit durfte er nun die folgenden unruhigen Jahre in Breitscheid verleben. Doch wandte sich nachher zum Glücke auch wieder das Blättchen für die aufrechten Männer. - 1582 soll Pfr. "jakoben" ein Gehilfe beigegeben werden. Es ist immer noch "Jakob (von Ebersbach)". Ja, er hat wahrscheinlich bis Febr.1586 in Breitscheid gestanden;er erlebte also einen nochmaligen Glaubenswechsel beim Übertritt des Dillenburger Landes zur reformierten Lehre Calvins (1578).
Nein! (Herbst 1582: "gewesener Pastor") - Eff (oder EH)
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gl
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