Ein Brief Fritz Philippis.
(Geschrieben am 9. Februar 1903 in Breitscheid an Theodor Zöllner, Rabenscheid.)
Lieber Herr Zöllner! Sie haben allerdings Recht, ein Brief wie der Ihrige wiegt mir viel Kummer und Trübsal auf. Je größer die Zahl derer ist, die einen verkennt, desto teurer wird einem die kleine Gemeinde derer, die einen versteht.
Es ist die bitterste Erfahrung meines Lebens, die ich in den letzten Wochen gemacht habe. Ich habe gedacht, nachdem ich bald 6 Jahre hier auf der Kanzel und unter meiner Gemeinde gestanden habe, hätte meine Gemeinde ihrem Pfarrer etwas schon ins Herz gesehen, und sie wüßte, daß solche Bosheit und Schlechtigkeit mir nicht zuzutrauen sei. Es kann doch nicht einer aufstehen und sagen, daß ich ihn je unfreundlich behandelt hätte und nicht herzlich ihn aufgenommen- und dennoch, was gegen den Pfarrer gesagt wird, wird unbesehen geglaubt. Ich bin in dieser Woche unter meiner Gemeinde gewesen wie ein Hirte, den seine Herde aburteilt und verdammt, ohne ihn zu hören. Es ist keiner von den Verleumdern, die ich zu mir kommen hieß, gekommen. Man wollte ja nichts anderes, als mich verdammen.
- Diese Erfahrung ist mir umso schmerzlicher gewesen, als ich aus aller Welt Zuschriften erhielt voll Dank und Anerkennung für mein Buch, nur aus meiner Gemeinde empfing ich Schmähworte und Verfolgung. Doch nun habe ich's unter meine Füße gerungen. Ich danke Ihnen herzlich für Ihre Liebe, die Sie Ihrem Pfarrer erwiesen haben. Erhalten Sie mir dieselbe. Nehmen Sie als Zeichen meiner Dankbarkeit das beifolgende Buch." (Es war das Gedichtbändchen "Aus der Stille")
Ihr Fritz Philippi, Pfarrer.
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von Kornelia Pelz übersetzt
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