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Zu Seite 7: (Wildweiberhäuschen)
[Aus der Erzählung Philippis: das Schuttescheusel]
F "Mitten auf der hohen Heide fängt eine Rinne an (Aubachtal) und schneidet langsam ein und wird ein Tal, durch das die Wasser abfließen nach dem Niederland. An steilen Felswänden wälzt sich der Bach vorbei und wirft sich um und um von Stein zu Stein, springt auch an der Wand in die Höhe, zumal wenn das Frühlingswasser ihn toll macht. Aber die Felsen kümmern sich um nichts und stehen gelassen an ihrem Platz. -
In der steilsten Felswand, der oben auf nur struppiges Dorngenist überhängt, ist ein Loch wie ein offenes Maul. Das ist das Wildweiberhäuschen. -
Durch das Tal bin ich oft gewandert und habe den Bach gehört.... . Als ich zum ersten male einen alten Eisgrauen um das Wildweiberhäuschen fragte, einen, der auf einen längeren Weg zurücksah, als alle anderen, gab er kurz ab zur Antwort,; Da gehe niemand hin! Wie er's sagte, konnte ich entnehmen, dass nun alles gesagt sei. -
Nun musste ich mich aber erst recht um das Wildweiberhäuschen umtun; bin auch selber, als ich wieder einmal beim fallenden Laub des Weges kam, auf einem hingestürzten Baumstamm über das brüllende Wasser gestiegen und zum Felsen hinan von Schroffe zu Schroffe und habe eine geräumige Höhle gefunden. -
In der Höhle ist später nachgeforscht worden, und man hat in der schwarzen Erde Überreste angetroffen von langverlebten Tieren, auch Stein und Tongeräte aus einer Zeit, die einen mit Schauern anweht aus dem nachtschwarzen feuchten Gang, der in die Felsklüfte sich verliert. -
Von den Leuten auf der hohen Heide bin ich ob meines Ganges mit Kopfschütteln angesehen worden, und ich sah, es steckte in ihnen eine uralte Scheu vor dem Ort, der noch von dem vorigen Glauben an die Huldinnen und Wassergeister zeugte, und daß das Wildweiberhäuschen einmal solch eine Glaubensstätte war mitten im dicken Wald und am wilden Gewässer, bis dar Kreuz kam und die vorigen Gewalten als Unholde ächtete."
(Anmerkung des Chronisten: Es ist mir nicht bekannt, dass das Wildweiberhäuschen als unheimlicher Ort in unserer Gegend verrufen ist und von den Leuten gemieden wird. Der Dichter dichtet ihm nur solche Schauerlichkeiten hier an, um es geeignet zu finden für die Handlung der Falschmünzerei, die er in seiner Erzählung dorthin verlegt:
"So lag das Wildweiberhäuschen abseits von der Welt wie geschaffen für vertriebene Geister, und für alle Heimlichkeiten, die vor dem strengen Arm der herrschenden Gerechtigkeit einen Schlupfwinkel suchten. -
Und wäre das Jane nicht gewesen und ihr Hass, der noch heißer brannte als die nächtliche Glut in der Wildweiberhöhle, hätte niemand dort das heimliche Treiben gestört. Die Menschen wären scheu ihres Weges gezogen, der Bach hätte sich vergeblich mit den Felsen gestoßen und geschlagen, und nur das Raubzeug aus der Luft und die Füchse kämen verstohlen zu Besuch.")
Zu Seite 203. 1893. Außergewöhnliche Witterung
Das Jahr 1893 war für den Bauer ein besonders bemerkenswertes. Vom 28. Febr. bis 8. Juli fiel kein stärkerer Regen. Im ganzen Frühling wuchs fast nichts, nur an einzelnen feuchten Stellen ein wenig. Das Vieh magerte ab. Die Leute verzagten und verkauften das Vieh, das sie nicht dringend brauchten, zu einem beispiellos billigen Preis, z. B. ein Kalb für 6 Mark.
übersetzt von Kornelia Pelz
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