Großes Kriegerfest in Breitscheid.
21. Mai 1933 (2. Sonntag vor Pfingsten)
Ein Kriegerfest mit Schwung, wie es an einem herrlichen Maientag in der Zeit der nationalen Erhebung nicht anders zu erwarten war! Weder der feiernde Verein noch der Festort haben auch jemals ein solches Fest erlebt.
Aus Anlaß des 60-jährigen Bestehens des Kriegervereins Breitscheid hielt der Dillkriegerbund seinen 100. Abgeordnetentag hier ab. "Breitscheid hatte festlichen Schmuck angelegt. Fahnen über Fahnen flatterten aus den Häusern, die Straßen waren von in die Erde gerammten Tannenbäumchen flankiert, Girlanden aus frischem Waldesgrün überzogen die Straßen, und ... am Gemeindehause war eine prächtige Ehrenpforte erbaut; sie war an beiden Seiten mit Emblemen (Sinnbildern) geziert, welche die Aufschrift trugen: "Haltet fest am Vaterland!" Das Mittelstück zierte (ein Bild) die Germania, und oben standen links und rechts je eine Kanone. (Diese waren aus Holz und Pappe und dergleichen täuschend hergestellt von dem SA-Mann Alfred Jung, der sich überhaupt um die Ausschmückung sehr verdient gemacht hat.) Besonders schön geschmückt war das prächtige Schulgebäude. Dort wehten auf hohen Masten je eine Fahne, und aus den Fenstern der Vorder- und Seitenfront wehten und flatterten Hitlerfahnen.
- Seit Mittag wogte es in den Straßen auf und ab, das ganze Dorf war gewissermaßen mobil. Am Gemeindehaus eine größere Menschenansammlung. Dort gab die Dillenburger Stadtkapelle seit 12 ½ Uhr ein Platzkonzert. Und vor allen Dingen, die Breitscheider hatten prächtiges Wetter bestellt, der Himmel war wie ausgekehrt. Alles erstrahlte im Sonnenglanz, umrahmt von Bergen und im Maiengrün prangenden Wald, ein herrliches Bild!
- Nach 1 Uhr kamen sie angerückt. Mit der Bahn, auf Motorrädern, in Autobussen, zu Fuß und per Tretrad, ... Auf dem Wege nach Medenbach, am Ortsausgang erfolgte gegen 2 Uhr die Aufstellung des Zuges. Es war ein mächtiges Ende, das Herr Hauptmann Jung abzuschreiten hatte... Wenige Minuten später setzte sich ein Festzug in Bewegung, wie ihn der Dillkriegerbund noch auf keinem Abgeordnetentag aufzuweisen hatte, und wie ihn Breitscheid noch nie gesehen hat.
- Im Zuge die Kriegervereine in starker Anzahl, die Kyffhäuserjugend, ein starker Zug SA-Leute mit eigener Standartenkapelle (Eibelshausen), Hitlerjugend, der Gesangverein u. a. Ortsvereine; an den Straßen, die der Zug passierte, Menschen über Menschen. (Der Zug ging den Medenbacher Weg, Pfarrstraße, Schönbacher Weg bis zur Post, Weg "am kleinen Frankreich" zum Schwarzen Weg, Fabrikweg, Grubenweg, Kirchenweg, wieder Pfarrstraße zum großen Zelt auf dem Mühlplatz). Der Vorbeimarsch erfolgte an der Wirtschaft Henning (beim Kommen den Kirchenweg herab). Dort zogen alte und junge ehemalige Soldaten (auch unser Altveteran im Auto) und solche, die es noch werden wollen, die Knochen durch, daß es eine Freude war. Dann scharten sich die Vereine, so gut es ging (ja, es ging eben nicht gut bei dem Übelstande, daß es an einem freien Platz vor dem Denkmal fehlt!), um das Gefallenen-Ehrenmal und hier sprach zunächst Herr Pfarrer Bars beherzigenswerte Worte ... von Gehorsam, kameradschaftlicher Treue (und Glauben) (und auch davon, ein Fest in Zucht zu feiern), von Soldaten- und Christentum und erinnerte daran, daß sich beide ergänzen und vereinen mögen".
- Hauptmann Jung: "Kameraden! Im Gedächtnis an die 1700 Gefallenen des Dillkreises sind wir hier versammelt. Zum erstenmale seit langen Jahren können wir mit gutem Gewissen hintreten vor die toten Kameraden, denen wir Rechenschaft schuldig sind. Brau-
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von Kornelia Pelz übersetzt
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