1932
9.III.
Über die Meliorationen im Dillkreis sei der diesjährig. Tagung der Bodenverbesserungsgesellschaft f.d. Dillkreis. am 9.III. folgendes entnommen. Die Kosten tragen Staat, Bezirksverband, Kreis u. Gemeinden gemeinsam. Bis zum Ablauf des Berichtsjahres 1930/31 sind im Dillkreis 1879 Hektar Weideland melioriert, noch zu verbessern sind 2188 Ha, also noch mehr als die Hälfte. Wenn der Staat und der Bezirksverband ihre zugesagte Hilfe leisteten, sollten die Arbeiten im laufenden Jahr forgesetzt werden. Es erscheine aber bei der großen wirtschaftlichen Not fraglich, ob im nächsten Jahr noch Mittel aus öffentl. Hand für unsere Zwecke bereitgestellt werden können. Der Landrat trat dafür ein, die Verbesserungen fortzusetzen. Das Weidegeld der Gemeinden sei ja auch für diese Zwecke bestimmt. In der weiteren Aussprache wurde es begrüßt, daß in Aussicht genommen sei, im Wege des freiwill. Arbeitsdienstes die Meliorationen zu fördern und dadurch zugleich die Jugend von der Straße zu bringen. Der Landrat war der richtigen Auffassung, daß es grundfalsch sei, in der jetzigen Notzeit die Hände in den Schoß zu legen, nur durch die Arbeit könnten wir wieder hochkommen. Er "wies auf die guten Arbeiten in der Gemeinde Breitscheid hin, die bewiesen, daß bei verständnisvoller Zusammenarbeit vieles zu erreichen sei". Einmütig war man darin, daß die Meliorationen nicht vernachlässigt werden dürften." Der Leiter des Kulturbauamtes Dillenburg machte darauf aufmerksam, daß die Aufsichtsbehörde unbedingt auf der ordnungsmäßigen Unterhaltung der Viehweiden bestehen werde. Das ausgeworfene Geld müsse sich rentabel gestalten." (Nach.der Dillztg.)
Zur Geschichte der Ortsgruppe der NSDAP Breitscheid:
Es ist Mai 1930. Irgendjemand hat die Einwohner Breitsch.s zu einer NS-Versammlung an einem Sonnabendabend im Schumannschen Saale eingeladen. Die Leute drängen sich herein, viel mehr als man es von den bürgerl. u. sozialdemokr. Versamml. her gewohnt ist. Man will doch auch mal hören, was die NS wollen. Die waren ja noch nicht hier gewesen und den anderen Parteien glaubten viele schon lange nicht mehr. Pünktlich zum angesetzten Zt. erschienen die Pgg. Merkel und Aller von Herborn mit einem Redner. Pg. Merkel eröffnet die Versammlung und leitet sie. Vor uns steht ein Redner, dem man es ansieht, daß auch er ein Opfer jener verbrecherischen Novemberpolitik ist. Arbeitslos, abgemagert, Schuhe u. Kleidung abgetragen und verschlissen. Man war es gewohnt, daß wenn sonst ein polit. Redner kam, einer von der SPD oder dem spießbürgerlichen Parteien, diese fein und meist vollbeleibt daher kamen und die soziale Frage für sich glänzend gelöst hatten. Jetzt aber stand ein gnz. anderer Mensch vor uns. Auch seine Rede war ganz anders. Er schilderte wowohl die Zustände wie sie in Deutschland herrschten, und sagte dann auch, wie es werden solle, wenn Ad.Hitler an die Macht käme. Er sprach mal wieder von einem Deutschland, der Ehre und Sauberkeit. Jeder, der guten Willens war, mußte dem Redner Recht geben: und als er seine Rede beendet hatte, schlug ihm großer Beifall entgegen, und die Versammlung wurde mit dem Deutschlandlied geschlossen. Dieses war die erste NS-Vers. in Breitscheid und es war reichlich Samen auf fruchtbaren Boden gefallen. Im Juli 1930 kam ein weiterer Redner, welcher es auch vortrefflich verstand, den Leuten ans Herz zu rühren. Hierauf kamen wir eines Abends mit 6 Mann in Schumanns Stübchen zusammen und gründeten in Gegenwart des Pg. Heinz Holländer den hiesigen Stützpunkt der NSDAP. Diese ersten 6 Parteimitglieder waren H. Kopp, E. Hisge, O. Bechtum, R. Thielmann, O. Göbel u. W. Holländer. E.Hisge wurde mit der Leitung des Stützpunkts beauftragt und O. Bechtum mußte für die Kasse gerade stehen.
übersetzt i.A. Robert Petry
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