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geschichtsübersicht
Die Ortschronik von Reinhard Kuhlmann - Seite 257

1929 (Siehe Seite 289)

1930

Außerordentlich milder Winter. Auf den heißen Sommer 1929 folgten schöne milde Herbstmonate. Der Jan. 1930 soll der mildeste seit 150 Jahren gewesen sein. An den meisten Tagen des Jan. konnte die Jugend Schlagball oder Fußball auf der Pfarrwiese spielen. Mitte Jan. hatte ich einen Strauß Kätzchen auf dem Tisch.

Höhepunkt der Arbeitslosigkeit.

Unterstützung der Arbeitslosen gibt es erst im neuen deutschen Volksstaat. So hoch wie in dies. Winter war die Zahl der A. noch nicht. Von Erdbach, Schönb. u. Gust. kommen die A. in Scharen einen Tag um den andern hierher, um zu "stempeln". Auch Dienstmädchen bekommen Unterstütz.

Sie kommen fein gekleidet daher: Schöne Halbschuhe, helle lange Strümpfe, Mantel mit Pelzkragen u. Käppchen oder bloßer "Bubikopf". Wo ist da eientl. Armut? Die vielen jungen kräft. Burschen gehen müßig. Wird man den Kreis der Unterstützten auch ferner so weit ziehen können? Wird die ganze Einrichtung überhaupt so beibehalten werden können? Wo soll auf d. ..eu.r das Geld herkommen? Das sind unsere Fragen. -

Am 6. Jan. hatten sich die Schönb. zu einem Zuge formiert, trugen eine Fahne voran u. sangen: "Nun ade, du m. lieb Heimatland" durchs Dorf. Sie wollten nicht politisch "demonstrieren", sond. zeigten nur, dass sie sich von den traurigen Zeitverhältnissen seelisch nicht unterkriegen ließen, und das sahen wir gern. - Es ist erfreulich zu sehen, dass es eigentliche Arme auf dem Lande kaum mehr gibt. Eine 81 jährige Frau sagt mir, man wisse kaum jemand, dem man ein abgetragenes Kleidungsstück anbieten dürfe. Trotzdem: wir sind verarmt, Reich, Staat, Gemeinden sowohl, als auch viele Einzelne, die vor dem Kriege in einigem Wohlstand lebten. In die Tausende gehen die Schulden im Raiffeisenverein, in der Mühle n.

Aber in der äußeren Lebenshaltung ist keine arme Zeit zu erkennen. Dem zukünftigen Geschichtsforscher wird es schwer fallen, ein rechtes Bild über die Nachkriegszeit in dieser Beziehung zu gewinnen. Äußerlich betrachtet, hat der Westerwald niemals ein solches Bild des Wohlstandes gezeigt, wie in diesem Jahrhundert, auch in der Nachkriegszeit.

Es seien einige Beispiele gegeben. Es wird besser gegessen als früher. Auswüchse: das viele Kuchenbacken, .lls.nn täglich. dazu die Naschereien beim Bäcker. Schokolade u. Torten kannten wir früher überhaupt nicht. Und heute? Bäcker Henningm, der seine Bäckerei im Jahr 1908 gründete, hat sich gesund gemacht. Der Rabenscheider Bäcker, der hierher liefert, hats zum Auto gebracht. Der alte Sparsinn auf dem Lande ist dahin. Die Inflation (Geldentwertung) übt immer noch ihre Wirkung aus. Als die Leute in 1923 ihr Geld verloren hatten, sagten sich die

gl

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zitiert aus dem "Herborner Tageblatt"

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