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Die Ortschronik von Reinhard Kuhlmann - Seite 230

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Louis Diehl schrieb am 30.10.1914 an seine Frau und andere: "... Es ist jetzt 9 Uhr, und ich sitze im Schützengraben bei meiner Kerze und bin am Schreiben... Mir geht es Gott sei Dank noch gut, was man hier bei uns gut nennt. Wenn einem die Franzosen in Ruhe lassen mit ihrer ewigen Knallerei und man satt zu essen hat, dann geht's uns gut. Bett, Waschen und An- und Ausziehen kennt man ja nicht mehr. Abends kriecht man in seinen Dachsbau, und da muß man sich aufs eine Ohr legen und das andere zudecken, damit man schlafen kann, weil die Franzosen Tag und Nacht nicht aufhören zu knallen".

Heimkehr der Gefangenen. "Wehe dem Besiegten!" Die Wahrheit dieses schon von den Römern geprägten Wortes mußten wir besonders von den Franzosen betreffs unserer Gefangenen erfahren. Sie behielten sie am längsten und ließen sich Wiederaufbauarbeiten von ihnen tun. Wir hofften von Monat zu Monat auf ihre Rückkehr. Die Dauer ihres Ausbleibens war für unsern Altbürgermeister Georg (der selbst in 1870 Krieger war) der Gradmesser für die Größe unserer Niederlage und Ohnmacht: "Wu sei' mr hi' komme!", sagte er zu mir, merr konn noch net emol us Gefangene haamkreje!" - Otto Bechtum kehrte im Mai 1919 verhältnismäßig früh als Austauschgefangener aus der Schweiz heim. Die übrigen Heimkehrer in diesem Jahr kamen erst im Herbst; Alfred Jung und Louis Kuhlmann im Oktober aus englischer Gefangenschaft. Emil Lupp kehrte im Herbst 1919 als Erster aus französicher Gefangenschaft heim. Viele Breitscheider gingen ihm auf dem Schönbacher Weg entgegen. Endlich stand er vor der bekränzten Tür des Elternhauses (Post), umringt von seinen überglücklichen Lieben und anderen. Aber im Nachbarhaus (Hoose) brachen wieder Wunden auf um einen, der nicht wiederkehrte (Louis Thielmann). Wilhelm Pauluck, Alfred Petry, Ernst Petry (Schlitzers) kamen erst im Februar 1920 heim, Otto Klaas gar erst im März, alle aus französischer Gefangenschaft. - Über den Empfang von Schlitzers Ernst, der wohl mit am meisten mitmachen mußte (s. seinen Bericht S. !), schreibt Pfarrer Weyel in der Kirchen-Chronik: "Ich erinnere mich noch mit aller Deutlichkeit der Rückkehr von Ernst Petry, und des überaus freudigen und ehrenvollen Empfangs, den er daheim fand. Als ich ihn am Abend selbst im Kreise der Seinen begrüßte, da wollte das Kommen und Gehen derer, die freudigen Anteil an seiner Rückkehr nahmen, gar kein Ende nehmen". - Als alle Kriegsgefangenen glücklich heimgekehrt waren, fand in Breitscheid eine große Heimkehrfeier in der Kirche statt. Die ehemals Gefangenen saßen dabei auf bekränzten Stühlen vor dem Altar. Der Predigt lag Psalm 126 zu Grunde: "Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden pp. Bei dem Quartett, das mitwirkte, spielte der Kriegsgefangene Hermann Käppele das Cello, das er sich selbst in der Gefangenschaft gebaut hatte, sodaß die Feier bei wechselvollem Programm einen schönen Verlauf nahm.

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Eine Karte des Karl Petry an den Chronisten lautete: "Aßloch d. 9/11 14. Lieber Kamerad! Ich wünschte Du wärst zwischen uns. Müsstest aber Nerven haben wie Eisen. Seine Eigene Worte hört man kaum für Kanonendonner. Wo wir sich befinden wirst du aus den Zeitungen ersehen, am Isarkanal. Heiß ist das Ringen. Bis zur Verzweiflung wird gekämpft. Was lebt Ihr so friedlich und wird nichts von dem Elend gewahr. Wollte Gott daß unser Land vom Kriegsschauplatz frei bleibt. Wir sind so schnell ins Feuer gekommen wie nur eine Division, die ausgerückt ist. Am 13. 10. ausgerückt und am 16.10 schon im Feuer vor Dicksmuide.
Gruß an alle Bekannten.      Auf Wiedersehn.      K. Petry."

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von Kornelia Pelz übersetzt

 

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zitiert aus dem "Herborner Tageblatt"

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