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Die Ortschronik von Reinhard Kuhlmann - Seite 223

wickelte sich die Schwindsucht bei ihm; er starb Juli 1919. Die 2 erstgenannten, dazu Robert Kolb (Ortmanns) und Reinhold Klaas (Müllers), der wohl auch Krieger war, aber gesund und kräftig zurückkehrte und an einer raschen Krankheit starb, die mit dem Kriege nicht in Verbindung stand, diese ruhen auf dem Ehrenplatze unseres Friedhofs. Auf den Wunsch des Otto Thielmann, ist dieser neben seiner Mutter, Martins Mile, die infolge der aufopfernden Pflege des Sohnes 8 Tage vor ihm der Grippe erlag, begraben worden. Bei geöffneten Fenstern hörte er noch die schönen Gesänge der Gemeinschaftsleute am Sarge der geliebten Mutter. Wie hat diese Frau für ihre drei Kriegersöhne gelebt und gesorgt! Das Schwert ging durch ihre Seele, als sie sah, daß ihr Otto nicht mehr aufkam. Aber auch größtes Glück einer Kriegermutter hat sie erfahren dürfen. Von ihrem Robert, der in Rußland gefangen war, hatte sie lange keine Nachricht erhalten. Wie wird's ihm gehen? Wird er noch leben oder vielleicht auf scheußliche Weise umgebracht worden sein? Diese Gedanken bewegten täglich das Mutterherz. Da - es war an einem Januarabend 1919 - kommt ihre Mitschwieger "Jörge Anna". "Der Robert ist in Erdbach!" Das will Jörge Anna der Mutter so allmählich beibringen, damit Robert nicht plötzlich auf der Türe erscheint und der Mutter unvermutet um den Hals fällt. Das Glück, das diese Nachricht im Mutterherzen auslöste, wog alle ausgestandenen Muttersorgen wieder auf. - Einige Wochen später erzählte mir die Mutter dann einiges von den Erlebnissen ihres Sohnes. Er hatte einen verwundeten Finger gehabt und niemand hat sich darum gekümmert. Der Verband ist schwarz vor Schmutz gewesen. So steht er in einer Ortschaft, verlassen, zerlumpt. Da winkt ihm eine gebildete Frau: "Deutscher, komm mal herein!" Sie verbindet ihm den Finger und läßt ihn täglich wiederkommen. Auf die Frage Roberts, was er ihr schuldig sei, winkt sie ab und deutet mit dem Finger nach oben: Gott werde sie dafür belohnen. Später ist Robert bei einem Bauer in der Nähe des Schwarzen Meeres gewesen, bei dem er es gut hatte. Der Bauer hat ihn zu sich ins Bett genommen, wenn die Kosaken nach ihm suchten, und diesen gesagt, das wäre sein Sohn. Robert ist dann heimlich mit einem Trupp Deutscher aus Rußland entflohen. So hat die Mutter noch Aufschluß bekommen über die lange ungewisse Zeit der Gefangenschaft ihres Sohnes. (*)

- Wo man einer Kriegermutter Lorbeeren streut, da muß auch für die Witwe August Kolb ("Ortmanns Nettche") ein schönes Zweiglein fallen. Ihre beiden jüngsten herzensguten Söhne sanken in der Blüte ihrer Jugend dahin. Der eine fiel bei Heiltz in Frankreich, der Robert starb im Lazarett zu Frankfurt, wo ihn die Mutter an seinem Sterbelager besuchte. "Mutter, halte mir ein bißchen den Kopf!" bat er in seinen großen Schmerzen. Wie muß es einer Mutter durchs Herz schneiden, wenn sie dann nicht helfen kann! Wie erwähnt, wurde er hier begraben. Der älteste noch allein übriggebliebene Sohn Ernst ist Kriegsinvalide. (Sägewerk bei der Mühle). Eine schwere Prüfung für die Mutter! Aber sie hat in der Religion Trost und Aufrichtung gefunden.

"Vergiß mein Volk die treuen Toten nicht!" Aber sei auch stets dessen eingedenk, was du den heimgekehrten Kriegern schuldig bist! Ihnen hat es die Heimat zu danken, daß sie in dem Kriegsgewitter, das den Erdball erschütterte, unversehrt geblieben ist. Soll ich von ihren Taten im einzelnen reden? Ich kann es nicht; ich weiß zu wenig und müßte es tun auf die Gefahr hin, anderes, vielleicht noch größeres Heldentum zurückzusetzen.


*) Heute (1934) dient Robert Thielmann der Heimat noch nebenbei als Sammler für die Volkswohlfahrt. Ich lasse ihn Obiges lesen. "Stimmt alles!" sagt er, "aber das Schlimmste, was ich in Rußland mitgemacht habe, war doch, daß ich ein halbes Jahr barfuß laufen mußte. Die Russen nahmen uns nämlich gleich die Uhr und die Schuhe ab."

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von Kornelia Pelz übersetzt

 

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zitiert aus dem "Herborner Tageblatt"

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