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Die Ortschronik von Reinhard Kuhlmann - Seite 188

Abschied vom Pfarrhaus zu Wildendorn (Breitscheid)
(Von Fritz Philippi.)

Der letzte Abend ist's; vorm Gehen die letzte Rast.
Mach hell, mein Licht in diesem alten Zimmer;
Und du im grünen Glas, du goldner Schimmer,
Wach auf! Was einmal war, ist heute unser Gast.
Willkomm! Ihr kommt im langen, wallenden Talar,
Ehrwürd'ge Pfarrherrn, feierlich geschritten;
Naht meinem Licht und Glas und nehmt zur Mitten,
der kam wie ihr und geht, den letzten eurer Schar.
Aus krausen Tinten, halbverblasst, kannt ich euch schon.
Ihr schriebt mit eurer Hand Geburt und Sterben
Ins Kirchenbuch. Ich schrieb der Enkel und der Erben
Freud, Leid, und wer des Letzten jüngster Sohn.
Ins Buch ein letztes Zeichen macht nun meine Hand,
Dieweil die Nacht hereinschaut, zu dem Fenster.
Für den, der kommt, bin ich , sind wir Gespenster.
Die Zeit ist um, da wir gehaust, gepflügt im Land.
Der Acker bleibt und Gottes Sonne, Regen, Saat.
Wir ziehn dahin in Segen oder Sünden.
Mit uns, los von der Erde, mit den Winden
Zieht ungesehen, unerreichbar unsre Tat.
Leis sinkt das Licht herab. Ins Fenster lehnt die Nacht.
Und bei des Lichts, des Glases letzten Neigen
Neigt sich mein Haupt. Und in ein heilig Schweigen
Versinkt in (wie) Duft, was war und ist, was schläft und wacht. ("Aus der Stille".)

Der erste Bewohner des neuen Pfarrhauses war Pfarrer Hatzfeld (1847-1854); er hatte sich auf Wunsch des hiesigen Kirchenvorstandes von Bicken wieder hierher versetzen lassen, ein Zeichen, daß es ihm das erstemal doch nicht schlecht hier gefallen hatte. Hatzfeld betrieb noch Landwirtschaft. Der alte Bürgermeister Theodor Petry erzählte mir, Hatzfeld habe einmal einen Wagen mit dem Heu von der Pfarrwiese im Bach vor Kuhlmanns Haus umgeworfen, woraus wir entnehmen können, daß damals das Bachbett noch nicht in Mauern gefasst war, und ferner, daß der Pfarrer noch selbst Landwirtschaft trieb.

Auswanderung nach Amerika. Um die Mitte dieses Jahrhunderts kehrten Viele dem armen Westerwald den Rücken und zogen nach Amerika.
- 1845 hielt Pfarrvikar Thies hier für die nach Texas Auswandernden auf deren besonderen Wunsch eine Abschiedspredigt. (*)
- 1853 berichtet die Kirchen-Chronik: "Infolge dieser Theurung und aus anderen Ursachen nahm auch in diesem Jahre die Auswanderung nach Amerika einen wachsenden Fortgang. Auch aus Breitscheid wanderten wieder mehrere Familien aus."


*) Darunter war auch Joh. Heinrich Petry, der "Schnierer" genannt, dessen 13 jähriger Sohn Jakob Heinr. Petry am 24. August, dem Tage der Abschiedspredigt vorzeitig konfirmiert wurde. Dieser junge "Schnierers Heinrich" kam später wieder vorübergehend her. Seine Verwandten zogen in den 1880er Jahren auch nach Amerika. (Nixe Gail und siehe später!) Fortsetzung Seite 201

*) Unter den Auswanderern in 1845 befand sich auch Joh. Henrich Braun (Haus Nr. 120). Angesichts der Steine und des Sandes, die für den Bau des Pfarrhauses bestimmt waren, sagte er zu seinen Geschwistern: Wenn ich Euch schreibe so soll Euch diese Frage bedeuten: "Es geht mir gut in Amerika, folgt mir nach!" Er hat nie wieder etwas von sich hören lassen.

Nach einer Aufstellung der im Jahre 1852 Ausgewanderten aus der Heimat in "Volk und Scholle" (1942, Heft 1) von Ernst Roth, die er dem "Kreisblatt" (Herborn), Jahrgang 1852, entnommen hat, sind damals aus Breitscheid folgende nach Amerika gezogen: Gottfried Metz und Familie, Jakob Kuhlmann und Familie, Jakob Hrch. Frank und Familie, Jakob Hch. Georg und Familie, Hch. Nix und Familie, Joh. Gg. Hild und Familie. - Im ganzen im Dillkreis 137 Familien. In der Mehrzahl der Fälle war die wirtschaftliche Not der Hauptgrund für die Auswanderung.

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von Kornelia Pelz übersetzt

 

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zitiert aus dem "Herborner Tageblatt"

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