ge, sein Hannjust sei da, ob das wahr sei. Der Vater "verheißt sich" und leugnete es ab. Der Heimberger will es mal glauben, wenn er aber wieder etwas höre, müsse er der Sache auf den Grund gehen. Nach einigen Tagen kommt er wieder: es solle doch an dem sein, der Hannjust solle sich fortmachen. Der Vater kann sich nun nicht länger vor den Riß stellen, und der Hannjust verbirgt sich in Pierers Scheuer. Dorthin bringt ihm der Vater nachts Getränke im Klunk und "Dunge" (geschmierte Butterbrote) und reicht's ihm mit der Stange am Giebel hinauf. Nach ein paar Tagen flüstert der Vater ihm zu: "Etz komm ich net mih, dej Sach is raus, sejh (siehe) wu de hikimmst". Der Schmiedhannjust flüchtet nun ins Siegerland, nachts wandernd und tagsüber sich in den Wäldern verborgen haltend. Dort fährt er mit zwei Gäulen. Eines Tages, als er im Wirtshaus sitzt, erscheint ein Landjäger auf der Türe, verschwindet aber dann wieder. Der Wirt sagt: "Du bist erkannt, gib mir mein Geld und mache dich fort, er holt sich noch einen." Der Hannjust verschwindet nun durch die Hintertüre, als die Häscher gerade die Wirtsstube betreten. Am Gartenzaun sind sie ihm auf den Fersen. Er überspringt ihn, sie können es nicht, und so ist er gerettet. Nun wandert er in den Nächsten bis Neuwied und wird dort Schmiedegesell. Rehehes Wilhelm schließt seinen Bericht folgendermaßen: "En wej nou `m Naboleon sei Fraa `n klaane Jong hat krejt, dou hejl (hielt) se fir de Dissendejerte (Desertierten, Fahnenflüchtigen) o', en dou kom mei Babbe ham." (?) (Von einer Amnestie damals habe ich nichts finden können in den Verwaltungsbüchern).
Truppendurchmärsche und Einquartierungen sind besonders für die Jahre 1812 und 1813 anzunehmen; im erstgenannten Jahr, als die große Armee gegen Rußand aufgestellt wurde, und dann im folgenden als dem unruhigsten während der Zeit der Fremdherrschaft. Auf unseren Dörfern lebt auch die Erinnerung an Truppeneinlagerungen unter Napoleon noch fort. - Göbels Sidonchen von hier erzählt mir, daß sein Großvater unter den Einquartierten einen unflätigen Burschen gehabt habe, der ihm ein Fenster zerschlagen und sonst allerlei zum Unbesten gestellt habe. Der andere Franzose, ordentlicher, habe seinen Kameraden zurechtgewiesen mit den Worten: "Du vor dich zuhaus ein Schweinhirt bist!" Der Bursche wurde bestraft.
Der wachsende Druck der Fremdherrschaft führte allmählich zu großer Unzufriedenheit. Nach dem Eintreffen der Hiobsposten aus Russland kam es im Januar 1813 zuerst in der Gegend von Elberfeld zu Aufständen, die sich auch in unsere Heimat fortpflanzten. Schmidt (: Das Grohherzogtum Berg) berichtet über die Aufstandsbewegung in der Herborner Gegend wie folgt: "Im Süden, im Siegdepartement, ehemals dem Prinzen von Oranien gehörig, entstand die Empörung unter den Arbeitern, griff dann aber auf die ländliche Bevölkerung über und nahm geradezu einen politischen Charakter an. Seit dem 26. (Januar) war am Kirchturm zu Herborn eine Krone von Orangenblüten (oder Orangezweigen) als Zeichen des Aufstands angebracht, Frauen zeigten sich mit orangefarbe-
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von Kornelia Pelz übersetzt
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