Von der Landwirtschaft
Einführung der Kartoffel.
Die erste Kartoffel in Nassau hielt nach Vogel um 1615 der Herborner Professor Joh. Matthäus als Zierpflanze und stellte sie in einen großen Blumentopf vor das Fenster. Eine Herborner Braut soll die Kartoffelblüte bei der Trauung im Kranz getragen haben. Während des ganzen 30jährigen Krieges war die Kartoffel noch eine seltene Speise, die nur auf dem Tisch der Adeligen zu finden war.
Um 1730 pflanzten die Bauern des Westerwaldes die Kartoffel in den Gärten und aßen sie nur Sonntags. Nur ganz allmählich vermehrte sich ihr Anbau. Als in den sehr nassen Jahren von 1771 und 1772 die Getreideernte fast ganz mißriet, pflanzte man in der Folgezeit mehr Kartoffeln, überließ ihnen sogar, als man ihre Bedeutung ganz erkannt hatte, eines der drei großen Felder ganz für ihren Anbau.
Einführung des Klees.
Die 1778/79 einsetzende Bemühung der Dillenburger Regierung, Kleebau allgemein einzuführen, war im ersten Jahre in Breitscheid ohne Erfolg geblieben, weil man fürchtete, im Brachfeld Hammelweide zu verlieren. Nach der Aufstellung des Amtes Herborn (im Archiv) meldet Breitscheid 1780 einen Bedarf von 12 Pfund Kleesamen an.
Aufhebung der Dreifelderwirtschaft.
Die Einführung des Kleebaus hatte eine wichtige Änderung der Flurordnung zur Folge, nämlich die Aufhebung der sogenannten Dreifelderwirtschaft, das Verschwinden des Brachfeldes. Wir haben auch heute in gewissem Sinne eine Dreifelderwirtschaft (3 große und 3 kleine Felder) mit regelmäßigem Wechsel im Anbau, aber unter Dreifelderwirtschaft im eigentlichen Sinne ist jene Jahrhunderte alte Einrichtung zu verstehen, nach welcher das Baufeld in drei Hauptfelder geteilt war, wovon das eine mit Sommerfrucht, das andere mit Winterfrucht bestellt war und das dritte brach lag. Das wechselte dann jedes Jahr, sodaß ein bestimmtes Feld jedes dritte Jahr Brachfeld war. Das Verschwinden des Brachfeldes mag uns eine Veranlassung sein, der Geschichte des Feldbaues hier noch einige Aufmerksamkeit zu schenken.
- Wir können annehmen, daß unser heutiges Feld, abgesehen von den Randgebieten, in der Hauptsache schon gerodet war um 1300, als unsere Kirche gebaut wurde, trotzdem unser Dorf damals noch klein war. Der Anreiz zum Roden bestand immer. Neugerodetes Land ist in den ersten Jahren des Anbaus ertragreicher als älteres Feld. Dazu erhielt der Landesherr von urbar gemachtem Gebiet eine besondere Abgabe. Das verlockte beide Teile, den Bauer sowohl als den Herrn, dazu, über den eigentlichen Bedarf hinaus Land urbar zu machen. Das weite Anbaugebiet konnte aber dann in der Folge nicht genügend gedüngt werden, denn Stallfütterung im heutigen Umfange gabs damals nicht; das Vieh ging den größten Teil des Jahres zur Weide. So mußte dem Feld zeitweise Ruhe gegönnt werden, damit es sich wieder erholen konnte. Das geschah durch Einfügen des Brachjahres für eines der drei großen Felder. Dicht am Dorf lag
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von Kornelia Pelz übersetzt
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