Von den Wirtschaften im Dorf.
Um die Mitte des 18. Jahrhunderts, auch noch in den ersten Jahrzehnten des folgenden Jahrhunderts, war Wirtschaft auf der Ziegelhütte. Das einstige Brauhaus steht heute noch. Um 1832 (wahrscheinlich in diesem Jahre) kam der Steiger Jakob Zeiler auf die hiesige Grube; er erwarb (1835 ?) einen Teil von Jörge Haus, baute ein Treppenhaus an und errichtete Wirtschaft in dem Haus. (*) Seine Tochter Sophie heiratete den Sohn des ersten Henning in Breitscheid, welcher in dem nunmehrigen Hennings Haus die Wirtschaft fortsetzte. Sie besteht bis heute. 1835 heiratete der Bäcker Johannes Kuhlmann (mein Großvater) und richtete im oberen Kuhlmanns Haus am Erdbacherweg neben der Bäckerei auch Wirtschaft und Krämerei ein; in seinem Nebenhaus (jetzt Metzgerei Kolb) hatte er Branntweinbrennerei (in dem großen Keller). Beim Tode des Johannes Kuhlmann, 1874, ging die Wirtschaft ein. 1876 baute aber der nachmalige Bürgermeister Bechtum sein Haus, Ecke Medenbacherweg und Langenaubacherweg und hielt fortan Gastwirtschaft darin (Binners Wirtschaft). Dieselbe ging nach dem Weltkrieg (1919) durch Kauf an den Gastwirt Herborn aus Arborn, danach an 1. Schwiegersohn Karl Zeiler, 1930, über. (Nach dem Krieg Dachstock neu gebaut.) 1891 erbaute der Metzger August Schumann aus Herborn, welcher die Tochter des hiesigen Metzgers Rau geheiratet hatte, sein Gasthaus beim Rathaus. (Auch in Peters Haus war unter Peter Stahl Wirtschaft bis um ...
Presbyterialprotokolle um 1750.
Um dem Leser einen Einblick in das Breitscheid zur Zeit des aufgeklärten Preußenkönigs Friedrichs des Großen zu geben, lasse ich die Presbyterialprotokolle noch ein wenig zu Worte kommen.
Wie Paris unter seinem letzten König seine Halsbandgeschichte hatte, so hatte Breitscheid um die Mitte desselben Jahrhunderts seine Hemdenzipfelgeschichte. Diese hat das hiesige Kirchengericht in mehreren Sitzungen beschäftigt. Die sogenannte "Holländersche" hatte im Dorf den Aberglauben verbreitet, der ein hiesigen Dienstmädchen, aus Roth gebürtig, glauben machte, wenn es einen Burschen gern habe und von ihm einen Hemdenzipfel mit ihrer Wäsche koche, so würde er in Liebe zu ihr entbrennen. Das Mädchen überredete nun die Tochter des Jost Henrich Beul, ihm von ihrem Bruder einen Hemdenzipfel heimlich zu verschaffen, was diese auch tat. Das Kirchengericht bekam Wind von der Sache. Nach vielen Verhandlungen vor demselben gestand endlich das Mädchen alles ein und gab vor, von der "Holländersche" dazu verleitet worden zu sein. Die Holländersche war aber vom Kirchengericht nicht zu fassen. Die Kirchenältesten konnten sich nun wieder weniger wichtigen Dingen zuwenden. Doch nein, besagter und mehrfach beregter Hemdenzipfel erscheint noch einmal: Der Bursche wird in einer weiteren Sitzung gefragt, ob der dem Mädchen die Ehe versprochen habe. Er bestritt es; und als das Mädchen erklärte, es wolle ihn nicht gegen seinen und seiner Eltern Willen heiraten, da war endlich die hochnotpeinliche Angelegenheit aus der Welt geschafft. -
1754 wurde der Kohlenmüller Peter Nix "stehenden Fußes vom Tisch des Herrn abgewiesen", weil er im Verdacht stand, einem entwichenen Ar-
*) Nach uns. K.Chr. war, der sämtlichen hiesigen Orts- und der sämtlichen Kirchenvorsteher seit November 1835 und während des Jahres 1836 mehrmals .... eingekommen "das verfügt werden möge, dem hiesigen Steiger Zeiler den Wirtschafts- und Krämereibetrieb zu entziehen, indem dieser dreifache Erwerbszweig in einer Hand nur nachtheilig für die hiesigen armen Bergleute seyn müsse."
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von Kornelia Pelz übersetzt
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