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geschichtsübersicht
Die Ortschronik von Reinhard Kuhlmann - Seite 125

1708 bis 1714 (Presbyterialprotokolle).

1708 "ist Peter Petri von Breitscheid coram presbyterio (vor dem Presbyterium) bestraft worden, weil er Quetschen auf den Sonntag zu Ockersdorf abgetan und heimgetragen. - Hat Abbitt getan. Desgleichen hat Augustina, Joh. Görg Müllers Ehefrau Abbitt getan, dass sie auf den Sonntag in die Nüsse gegangen und mit Lasten heimgetragen." -

1713 "wurde Peter Schmitt der Jüngere und Joh. Jost Ortmann getaner Scheltworte wegen und dass letzterer dem ersteren zu weit im Gerstenacker geschnitten, hingegen ersterer dem letzteren dem Vorgeben nach Eschenlaub gehauen, vereinigt, und also darüber die Zankerei aufgehoben." -

1714: Vors Presbyterium waren vorgeladen worden Joh. Peter G.... und seine Ehefrau wegen Zankerei und Schlägerei. Der Mann hatte dem Pfarrer die Hand darauf gegeben, sich zu bessern, hat aber "kurz darauf sein Eheweib wieder abgeprügelt und dem Kirchenältesten Görg ausdrücklich gesagt, ehe er seine Frau wollte ungeschlagen lassen, wolle er lieber sein Lebtag nicht zum heiligen Abendmahl gehen."

Vom Hebammenwesen.
(Eine Würdigung des Berufs der "Ammfrau" siehe S. 308!)

1710 "den 30ten März nachmittags wurde Katharina, Joh. Jost Georg des Älteren Ehefrau mit 16 Stimmen zur Amme erwählt und Donnerstags darauf zu Herborn beeidiget; die Beeidigungskosten und eine kleine Bewirtung hat der Heimberger dem Gebrauch nach abgeleistet." (Pfarrhaus). -

1747 sollte eine Hebamme (aus den Frauen des Dorfes) gewählt werden. Vorbildung für dieses schwere Amt hatten die Frauen nicht. Ich fand aus diesem Jahr folgende Notiz im Pfarrhaus: "Es ist periculum in mora (d. h. Gefahr im Verzuge), weilen verschiedene Weiber auf der Schneppe gehen sollen". In einem Presbyterialprotokoll aus demselben Jahr heißt es: Es wurde auf Befehl des Herrn Doktor und Superintendent Schramm ... "Joh. Pet. Krautzen Eheliche Hausfrau dahier zur Hebamme, nachdem selbige von hiesigen sämbtlichen Eheweibern ware erwehlet worden, angenommen, und auch, um treulich und in der Furcht des Herrn, ohne unterscheidt der Person, in allem, was Ihre pflicht seye zu verrichten, nachzukommen, in pflichten genommen, und wird solches zur nachricht hierher zum Protocoll gesetzet; weilen sonsten die Hiesige Hebamme vor einem zeitigen Beambten in Herborn den Ammen Eyd haben ablegen müssen". -

Im Jahre 1769 (10.9) führte der Älteste Schmidt im Presbyterium Beschwerde über die derzeitige Amme. Sie habe "ein leichtsinniges Gemüth"; er fügte hinzu, schwangeren Weibern sei allezeit vor ihr bange gewesen. Alle Ältesten zeugten, dass sie sowol Alters halber, als auch weil sie am rechten Arme lahm ist, außer Stand seye, ihre Stelle länger zu begleiten". So wurde für notwendig gehalten, zur Wahl einer neuen zu schreiten. - Protokoll vom 11.9.1769: "Heut erschienen ... alle Weiber der Gemeinde Breitscheid vor dem Presbyterium auf der Schule und schritten nach vorhergegangenem Gebet zur Wahl einer neuen Amme. Es kamen zwo in die Wahl. Durch 37 gegen 6, folglich durch die Mehrheit der Stimmen, fiele die Wahl auf Anna Elisabeth, Johs. Küsters Ehefrau daselbst. Von den sämtlichen Weibern wurde ihr eine Zulage von 3 Albus, mithin Statt 12 Albus 15 zugestanden; allen (Weibern) aber auch allen Ernstes eingeschärfet, dass so wol sie, als andere ledige Leuten ihr keinen Beinahmen geben, eine Frau aber auch, die sie im Nothfalle zu ihrer assistence (Beistand) verlangen würde, ihr sofort beispringen und ohne erheblich Ursache sich nicht entziehen solle, wolle sich solche nicht eine Verantwortung und Strafe zuziehen. Es wurde so dann hierauf die neuerwählte Amme von dem zeitigen Prediger in Amt und Pflichten genommen und ihr dazu Gottes Segen und Beistand an gewünschet, hierauf aber das Presbyterium geschlossen und erlassen".

(1782 wurde in Herborn eine Hebammen-Lehranstalt errichtet, auch in Hadamar gründete Nassau Oranien eine solche. Auf letzterer wurde die Henriette .... ausgebildet, die dem heutigen älteren Geschlecht in Breitscheid ins Leben verholfen hat. Ihre Nachfolgerin, unsere heutige Ammfrau Alwine Zeiler, erhielt ihre Ausbildung in Marburg, 1893. (Siehe auch Seite 308 !))

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von Kornelia Pelz übersetzt

 

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zitiert aus dem "Herborner Tageblatt"

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