nicht, man solle also aufhören, daran zu glauben, so würde er nicht mehr sein. Die Papisten bedürften freilich des Teufelsaberglaubens, davon rauche ihr Schornstein". (Nach Med.-Rat Prof. Dr. Karsch: "Naturgeschichte des Teufels".) Dieser Doktor der Theologie, Bekker, hatte natürlich in ein Wespennest gestochen; man fiel über ihn her; doch schreibt Soldan: "100 Jahre später hat es kaum noch einen protestantischen Theologen gegeben, der in dämonologischen Dingen nicht an Bekkers Resultaten festhielt." 1758 konnte der Direktor der Universität Franfurt an der Oder der Welt verkünden, "daß das Licht der Vernunft obgesiegt habe und der Hexenglaube der Verachtung preisgegeben sei". In der zünftigen Theologie entsagte man ihm nun in der Überzeugung: wer an Hexen glaubt, leugnet damit die Allwirksamkeit Gottes. "Die Kritik Schleiermachers (1810 Professor der Theologie in Berlin) an der Vorstellung vom Teufel hat die wissenschaftliche Unhaltbarkeit derselben gezeigt und sie vom Gebiete der Dogmatik lediglich in die christliche Kunst verwiesen... " (Brockhaus Lexikon). - (Die Frage, was es um das Böse sei, besteht trotzdem weiter, und nie wird die Menschheit darin einer Meinung werden. Meine persönliche Stellungnahme sei kurz angedeutet: Es besteht nur eine Wirklichkeit, Gott, als Inbegriff des Guten. Bezüglich unserer Versuchung zum Bösen gelten die Sprüche: 1. Kor. 10, 13: "Es hat euch noch keine, denn menschliche Versuchung betreten ..." und: Jak. 1, 14: "Ein Jeglicher wird versucht, wenn er von seiner eignen Lust gereizt und gelockt wird". Die eignen Reizvorstellungen machen eine Gelegenheit für den Menschen erst zu einer Versuchung. Jeder wird das selbst erfahren haben. So ist also die Macht des Bösen nur eine scheinbare, so vielseitig und unheimlich sie sich auch in der Sünde offenbart; sie besteht nur, soweit sich der Mensch ihrem Anspruch unterwirft, sich den verführerischen Vorstellungen hingibt. Darum auch immer die Ermahnungen: Wachet! Habt acht auf euer Denken, welchen Vorstellungen ihr Raum gebt! Beides ist im Menschen, das Gute und das Böse; letzteres als notwendige Voraussetzung für die Freiheit des Menschen. Ohne die Möglichkeit, Böses zu tun, gäbe es keine Tugend. So ist also der "böse Feind" in Wirklichkeit nur in uns. Beseitigen wir ihn dort durch rechte Einstellung unseres Denkens, durch liebende Hingabe an die Kraft Gottes in uns, das Gute, das Christusprinzip, so ist er nicht mehr vorhanden für uns. Wäre diese Erkenntnis den armen "Hexen" im Hexenturm aufgegangen, so hätten sie sich durch Umstellung ihres Denkens, durch Hinwendung auf die Lichtseite, aus der größten seelischen Not in das beseligende Bewußtsein retten können: Es ist ja nichts mit dem Teufel, wenn ich ihn gar nicht anerkenne und beachte, sondern mich Gott, der allgegenwärtigen Liebe und ihrem Einstrom in mich öffne. Und selbst wenn ihr Kopf doch gefallen wäre, so hätten sie bis zum letzten Augenblick glücklich sein können. Sokrates hat es uns auch gezeigt, wie alles von unserm Denken, unserer Auffassung von einer Sache abhängt. Obwohl er völlig unschuldig war, nahm er sein Todesurteil mit der größten Gelassenheit entgegen in dem Bewußtsein: "Wie kann es mir Schande bringen, wenn andere nicht die Kraft besitzen, in meiner Angelegenheit gerecht zu denken und zu handeln?" - Es sei zugegeben, daß die Behauptung, das Böse sei unwirklich, eine harte Nuß ist. Man muß aber dabei wissen, was unter Wirklichkeit hier verstanden wird. Nicht die Welt, die uns unsere Sinne als wirklich zeigen, sondern die absolute, geistige Substanz, die hinter allem Vergänglichen ewig unveränderlich waltet. Die menschliche Erfahrung mit dem "Bösen" ist durchaus deshalb nicht wegzuleugnen. Weiteres darüber auszuführen, ist hier nicht der Platz. Aber weil der Hexenwahn noch munter bei uns fortlebt, glaubte ich eine Sendung zu diesen Auslassungen hier zu haben. Selbst Luther, der doch den Teufel sehr ernst und wichtig genommen hat und ihn den Fürsten dieser Welt nennt, muß von ihm bekennen: "Ein Wörtlein kann ihn fällen!" Was ist das aber für ein Fürst, der durch ein Wörtlein zu fällen ist? Das Wörtlein ist das Christusprinzip, der Lichtgedanke des Guten, der das Bewußtsein einnehmen muß.)
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von Kornelia Pelz übersetzt
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