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Kindergarten

Der Wechsel im Kindergarten.

Am Sonntag, dem 3. August, war Missionsfest in der Kirche. Im Nachmittagsgottesdienst predigte Pfarrer Brandenburger (früher Dekan) nach dem Missionar. Er bat zum Schlusse des Gottesdienstes die Kirchenvorsteher, nachher zu einer Besprechung zurückzubleiben. Hier wurde nun über die Übergabe des Kindergartens an die N.S.J. verhandelt. Es war Weisung von oben ergangen, denselben an die N.S.J. überzuführen.
Der Vorstand beschloß, zu beantragen: solange die Möglichkeit bestehe, möchte man ihn weiterhin bei der Kirche belassen. Daraufhin wurde bald vom Regierungspräsidenten verfügt, daß vom 16. August ab alle Kindergärten geschlossen seien. Zwischen der Kirche und der N.S.J. wurde dann ein Vertrag abgeschlossen. Der Kindergarten bleibt im kirchlichen Gemeindehaus.

Auf den 20. August wurden die Mütter zu einer Versammlung aufs Rathaus eingeladen, um sie mit dem Wandel in der Sache bekannt zu machen. Außer den Müttern waren anwesend, der Ortsgruppenleiter, der Bürgermeister, Hauptlehrer Jung (als Propagandaleiter) und noch einige andere Männer. Wie mir mitgeteilt wird, soll Ortsgruppenleiter Henning die Versammlung eröffnet haben unter Hinweis darauf, daß die Notwendigkeit der Einheitlichkeit des Erziehungswesens im Staate die Überführung des Kindergartens in die N.S.J. erfordert habe.

Darauf hat er dann zu weiteren Ausführungen darüber Hauptlehrer Jung das Wort erteilt. Dieser hat sich über den Aufbau des gesamten Erziehungswesens im neuen Staate verbreitet, in welchem auch die Mutterschule ihre Bedeutung habe. Die kleinen sollten darin ...
Obwohl es sich in dieser Versammlung nur um den Kindergarten handelte, in welchem ja noch kein Religionsunterricht stattfindet, soll Jung die Äußerung getan haben, daß in der alten Schule die Religion im Zeugnis an erster Stelle gestanden habe und das Turnen an letzter, in der neuen Schule solle es in dieser Beziehung umgekehrt sein. Das hat viel böses Blut im Dorf gemacht. Ein Großvater sagte, er wünsche, daß er keine Enkel mehr bekäme. Es gehört Weisheit und Takt dazu, die hiesige Bevölkerung nach und nach für die heraufziehende neue Zeit zu gewinnen. Uns Älteren fällt die Umstellung schwer. Man muß auch Verständnis für die Befürchtungen und die gedrückte Stimmung unserer Dorfleute haben. Sie meinen, die Religion sei in Gefahr, nachdem in diesem Sommer die religiösen Sonntagsblätter vielfach ihr Erscheinen einstellen mußten. (Nebenbei bemerkt, sind auch andere Zeitschriften eingegangen, z.B. das "Herborner Tageblatt" und meine "Weiße Fahne", die in weltanschaulicher Hinsicht über den Parteien und Konfessionen stand.)
Meine Einstellung ist in dieser Beziehung eine vertrauensvollere. Unsere Heimat hat sich schon einmal gründlich umstellen müssen, nämlich im 16. Jahrhundert, als vor 400 Jahren unser Ländchen zum Luthertum übertrat und 50 Jahre später zur reformierten Lehre. Was den Leuten damals vielleicht als verderblich erschien und sie bekümmerte, rückblickend sehen wir es heute als einen Segen an gegen das Rückständige, was damals überwunden wurde. Alle Maßnahmen, die die Einheit unseres Volkes verwirklichen sollen, sind denkbar zu begrüßen. (Hier war das Bedauern über den Wechsel auch deshalb groß, weil Schwester Berta die 6 Jahre hindurch die Kleinen wirklich mütterlich betreut hat. (Sie wird nun einen Kursus mitmachen und Gemeindeschwester werden).

Am 25. August begann der neue Kindergarten mit Fräulein Loide von Sinn, einer Enkelin des Pfarrers Enke aus Sinn. Schließen wir mit Schleiermachers Wort: "Sorge nicht um das, was kommen wird. Weine nicht um das, was vergeht. Aber sorge, dich selbst nicht zu verlieren, und weine, wenn du dahintreibst im Strome der Zeit, ohne den Himmel in Dir zu tragen."

aus der Ortschronik

 

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Eine Gesellschaft hat keine Zukunft, wenn sie sich nicht an die Vergangenheit erinnert.
zitiert aus dem "Herborner Tageblatt"

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