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Rückschau von Erich Weyel

Der Vater, Robert Weyel, wurde geboren zu Breitscheid in 1876 und ist auch hier gestorben in 1932. Als junger Mann ging er, wie die meisten seiner Zeit als Bergmann ins Siegerland. Hier konnte gut verdient werden. Zu Fuß, mit einigem von den elterlichen bescheidenen Vorräten wurde montags in der Frühe aufgebrochen und am nächsten Samstag wieder zurück marschiert. Oft erzählte er von den Strapazen dieser Märsche und der schweren Arbeit. Kein junger Mann konnte nach seiner Schulentlassung seinen Eltern weiter auf der Tasche liegen, alle mussten mithelfen, dass die, meist große Familie ihr Auskommen hatte. So gehörte auch der verdiente Lohn bis auf ein geringes Taschengeld restlos den Eltern, das war auch damals gar nicht anders denkbar.

Nach Errichtung der Thonindustrie um 1900 hat er, nachdem er auch einige Zeit als Maurer gearbeitet hat, dort später als Thongräber in der "Ärkaut" Arbeit gefunden. Ich sehe ihn noch immer, wie er mit den anderen, die hier arbeiteten, nach Schichtschluss in kurzen Gamaschen, vom Thon weiß gezeichneter Kleidung nach Hause kam, wo neue Aufgaben im Feld oder sonst wo auf ihn warteten.

Für seine Familie zu sorgen war ihm höchstes Gebot, hier ließ er sich nicht übertreffen. Obwohl sehr fleißig und sparsam, seinen Kindern ließ er jede, ihm mögliche Hilfe zukommen, konnte ihnen gegenüber aber auch sehr streng sein. Von uns Kindern wurde der vielen Arbeit wegen von den Eltern auch einiges gefordert, doch das war damals in allen Familien das gleiche.

Leider erlitt er an seiner Arbeitsstelle etwa 55jährig einen Knöchelbruch, der sehr schlecht geheilt wurde und eine Aufnahme seiner bisherigen Arbeit nicht mehr zuließ. Schon im folgenden Jahr stellten sich Magenbeschwerden ein, die eine Operation in Marburg erforderlich machten. Die Diagnose ergab eine bösartige Krankheit, an deren Folgen er etwa 1/2 Jahr später starb, im Alter von 56 Jahren.

Die Mutter, Margarethe Kuhn, geb. 1887 zu Simmersbach, gest. den 1963 zu Breitscheid 76jährig. Mit 3 Geschwistern im dortigen Elternhaus aufgewachsen, war es auch hier nicht nur immer ein Gebot der Not, es gehörte zur Vorbereitung auf das Leben, dass ein junger Mensch sich auch draußen in der Fremde zu bewähren lernte. Da, wo nicht alle Hände zuhause dringend gebraucht wurden, ließ sich eine Tochter von Bauern aus unserer Gegend anwerben und verdingte sich gegen Kost und Lohn, so auch unsere Mutter. Sie ging zunächst nach Haiger, später nach Breitscheid als Magd zu Bauersleuten. Viele Ihresgleichen machten es ebenso und wurden bald als fleißige und zuverlässige Arbeiterinnen bekannt. Die Folge war, dass sie nicht selten für immer hier blieben, indem sie hier heirateten. Ihre, von zuhause schöne mitgebrachte Tracht legten sie, wahrscheinlich zum Leidwesen ihrer Eltern bald ab, sie wurde mit der hier üblichen Kleidung vertauscht.
So kam unsere Mutter nach ihrer Hochzeit in 1909 in Vaters Elternhaus, wo er, wahrscheinlich nur mit seiner Mutter bisher wohnte.

"Hirte Krittche", so war sie zuhause in Simmersbach immer genannt worden, war fortan hier in Breitscheid "Kolwe Gretche", sie 22, Vater 33 jährig. Kaum ein Jahr später kam dann durch mein erscheinen junges Leben ins Haus, das sich im Lauf der Jahre auf drei weitere Geschwister vermehrte. Dass es der "Amme", die unten ihre Stube hatte, hier oftmals zu viel wurde, war eigentlich natürlich. Leider ist dies von uns Kindern damals nicht immer gebührend beachtet worden---. Doch sind dies Feststellungen und Gedanken, die uns im eigenen Alter oft bewegen.

aus dem Nachlass von Erich Weyel

 

 

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