Von Breitscheider Dorfstraßen(1/2)
Heute soll der Versuch unternommen werden, eine Erklärung für das Ent-stehen zweier Straßennamen zu finden, die seit altersher so wie jetzt genannt werden und deren umgangssprachliche Bezeichnung auch seinerzeit vom Gemeindevorstand bei der neuen Namensgebung berücksichtigt wurden.
Im Pfaffenkäutchen
Der Verbindungsweg zwischen dem Medenbacher Weg und dem Siegweg wurde früher im Dorfe "Paffekäutchesweg" genannt und heißt nach Einführung der amtlichen Straßennamen jetzt "Im Pfäffenkäutchen". Was aber bedeuten die Hauptwörter "Pfaffe" und "Käutchen" und was sagen sie uns als Straßennamen ?
Pfaffe ist eine mittelalterliche Nebenbezeichnung für Kaplan, Pfarrer oder Pastor - in alter Zeit wertneutral verwendet, später dann (besonders seit dem 30jährigen Krieg) zum Spott- und Schimpfnamen abgewertet, heute kaum noch bekannt. Das Wort "Pfaffe" ist in Ortsnamen enthalten (z.B. Pfaffendorf), aber auch in Flurnamen (in Breitscheid z.B.: Pfaffenrain, Pfaffenheck und Pfaffenkäutchen) und in Familiennamen (wie Pfaff, Pfaffhausen und andere); sogar eine Pflanze, das Pfaffenhütchen, hat ihren Namen davon.
Käutchen bedeutet "kleine Kaut" (= Grube), entweder von Natur aus oder von Menschenhand entstanden. Bei unserem Pfaffenkäutchen könn-te es sich um eine der ältesten kleinen Tongruben in der Flur "Erdfeld" zwischen der Langenaubacher Straße und dem Siegweg handeln, die schon im 16. Jahrhundert erwähnt ist (Erde = Ton). Ein "Acker hinter dem Erd-feld, das Käutchen genannt", ist 1603 im Verzeichnis der Kirchengüter aufgeführt. Nach der Tonausbeute wurde bis in's vorige Jahrhundert in der nach Süden offenen Grube in einem Kalkofen der in der Gemarkung vorkommende Kalk gebrannt - für Bauzwecke und zur Lieferung an die Ei-senindustrie im Dill- und Sieggebiet. Lange Zeit hatte die Kirchenkas-se als Nutzungsentschädigung "Kalkgeld" eingenommen, wie aus Kirchenrechnungen zu ersehen ist.
Die Grundstücke im Pfaffenkäutchen gingen später aus dem Besitz der Kirche in Privat-Eigentum über; heute sind sie teilweise mit Häusern überbaut. Im Nordteil, unter dem Hause Thenert, war bis nach dem Ersten Weltkrieg der "Uusterbärgk" (= Osterberg), ein Hang, an dem die Jugend sich zu Ostern mit Ballspielen vergnügte, wobei auch Ostereier geworfen, "geschippelt" und "gekeppt" (= geköpft) wurden.
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