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Die Entstehung der Gemeinde
Vorgeschichte >>1
Hin und her in den Häusern
>>2
Männer aus der Anfangszeit
der Gemeinde >>3
Auf dem Weg zur Gemeinde
>>4
Das erste Gemeindehaus wird
gebaut >>5
Die Gründung der Gemeinde
>>6
Die kirchliche Lage in Breitscheid
>>7
Die kirchliche Lage in Breitscheid
Aus dem ersten Protokollbuch
ist zu ersehen, dass der HErr sich zur Gründung der Gemeinde sichtbar
bekannt hat. Die Gliederzahl stieg rasch an. Am Ende des Gründungsjahres
1912 hatte die Gemeinde 45 Glieder, die alle aus der Kirche ausgetreten
waren. Damals war Pfarrer Weyel in Breitscheid. Er schreibt
in der Kirchenchronik, dass er sich anfangs bemüht habe, die Kluft
zu überbrücken, zumal er gerade wegen der Gemeinschaftsleute,
bei denen er ein tieferes und lebendigeres Christentum zu finden
hoffte, sich hierher gemeldet hatte. Auch die Gläubigen hofften
auf Pfarrer Weyel, und anfangs hatte er auch vielen Zuspruch von
dieser Seite. Aber es fehlte ihm die Anziehungskraft, die hinreißende
Art, die hier am Platze gewesen wäre, um dauernd zu fesseln und
zu erobern. Er war leidend, und es fiel ihm schwer, seine Predigt
zusammenzubringen und sich einzuprägen. Darum scheiterte auch
Pfarrer Weyels Versuch eines Zusammengehens mit der Gemeinschaft.
Auch bei seinen Kirchenleuten verlor er nach und nach an Einfluß,
so dass er sich vergrämt von hier wegmeldete. Weyel schreibt den
Abfall einigen Fanatikern zu und fährt dann wörtlich in der Kirchenchronik
fort: Schließlich führte die fortgesetzte Wühlarbeit gegen die
Kirche zum Austritt einer ganzen Reihe von Familien, resp. Personen
aus der Landeskirche. Im ganzen waren es mit den Kindern der Betreffenden
44 Personen." Von einem Ältesten der Freien evangelischen Gemeinde
ist aber Pfarrer Weyel damals versichert worden, dass sich dieser
Schritt durchaus nicht gegen ihn richte, sondern geschehe, weil
sie innerlich mit der Kirche und den kirchlichen Gebräuchen zerfallen
seien. Auf Wunsch des Pfarrers hat man ihm noch einmal schriftlich
bestätigt, dass nicht er, sondern der Gewissensstandpunkt der
einzelnen Gläubigen die Ursache zu diesen Austritten gewesen ist.
Sowohl im Blick auf Bekehrung und Wiedergeburt, als auch hinsichtlich
der Gemeinde der Gläubigen wollte man sich nur nach dem Neuen
Testament orientieren und nicht einfach bestehende kirchliche
Ordnungen als verbindlich anerkennen. "Hier stehe ich, ich kann
nicht anders, Gott helfe mir!" Was den großen Luther erfüllte,
bewegte im kleineren auch die verantwortlichen Brüder der Gemeinde
in Breitscheid um das Jahr 1912. Willi Hild schreibt in seinem
Bericht: "In der Zeit wurde uns von kirchlicher Seite die Hand
geboten zum Zusammenziehen. Wir haben dann erwogen: wollen wir
als biblische Gemeinde dastehen und die Richtlinien Gottes gelten
lassen, oder wollen wir wieder zurückgehen in den Raum der großen
Staatskirche? Da haben wir uns gesagt: Wir wollen unserem Gott
treu bleiben. Die Arbeit wurde dann ja auch immer umfangreicher
in der Gemeinde und auf dem Westerwald." In diesem Zusammenhang
möchten wir im Auszug einen Brief wiedergeben, den der Gemeindeälteste
Heinrich Müller im Februar 1931 an den Pfarrer von Breitscheid
schrieb:
" . . . Handelt es sich bei
solchem Tun um die bestimmte Absicht, einer anderen Gruppe das
Wasser abzugraben, dann ist das zweifelsohne eine Sünde, die ihre
Ahndung finden wird. Wir haben jedenfalls in den letzten Jahren
immer wieder auf kirchliche Veranstaltungen größeren Stils Rücksicht
genommen, lediglich aus dem Grunde, um kein Ärgernis zu erregen.
Dabei müssen wir auch heute noch unzweideutig betonen, daß wir
mit der Kirche als solcher nicht zusammen arbeiten können. Für
uns handelt es sich um die Grundlage der bestehenden Volkskirche,
in welcher der Ungläubige mit dem Gläubigen aufgrund einer Massenkonfirmation
dasselbe Recht genießt. Sind wir nun auch in unserem Gewissen
gebunden, die Kirche als Massenkirche ablehnen zu müssen, so hat
niemand ein Recht, uns deswegen als Kirchenverächter, noch viel
weniger als Verächter der Brüder und Schwestern innerhalb der
Landeskirche abzutun. Wir versuchen redlich, jeden als Bruder
zu achten und zu lieben, wenn wir das Wirken des erhöhten HErrn
in ihm wahrnehmen. Handelt es sich nun darum, der christusfeindlichen
Weit das Evangelium zu bringen, damit sie zum persönlichen Glauben
an Jesus kommen, so stehen wir mit Interesse und Gebet und wenn
möglich und nötig auch mit unseren Gaben dahinter.
Wir haben geglaubt, Ihnen
diese Zeilen schreiben zu sollen, weil wir in den letzten Jahren
immer wieder hier und da hören konnten - und zwar sehr oft von
echt kirchlichen Leuten, die aber nicht als Gotteskinder anzusprechen
sind -, dass wir jede Gemeinschaft mit der Kirche abgelehnt hätten.
Es ist uns ein Anliegen, jenes Wort zu bewahrheiten:
In der Hauptsache Einheit,
in Nebensachen Freiheit
und in allem die Liebe!"
Auch heute ist das unsere
Stellung zur Landeskirche, und auf dieser Grundlage pflegen wir
gern Allianz mit allen Kindern Gottes, ganz gleich, wo sie "kirchlich"
stehen. Evangelische Allianz will ja nicht als Kirchenbund (wie
die Ökumene), sondern als Bruderbund der an Jesus Christus von
Herzen Gläubigen verstanden werden.
Hier erhebt sich berechtigterweise
die Frage, warum sich der Gemeinschaftskreis ausgerechnet dem
Bund Freier evangelischer Gemeinden anschloss und nicht dem Bund
der Baptistengemeinden oder dem Elberfelder Versammlungskreis
oder innerhalb der Landeskirche blieb. Diese Frage stellen, heißt
eine schmerzliche Sache aufgreifen, an die nicht gern gerührt
wird. Im Zusammenhang mit dieser geschichtlichen Darstellung muß
sie aber einmal gestellt und beantwortet werden, ohne daß ein
anderer Kreis verletzt werden soll. Am Ort war eine Elberfelder
Versammlung, die sich Mühe gab, eine weitere freikirchliche Gemeindebildung
zu verhindern und die Glieder des Gemeinschaftskreises zu werben.
Überhaupt sagt man der Versammlungsbewegung nach, daß sie in ihren
Anfangsjahren weniger evangelisierte, als vielmehr Gläubige aus
anderen Kreisen für sich zu gewinnen versuchte. Heute tritt dieser
notvolle Umstand nicht mehr so stark in Erscheinung, weil man
durch schwere Wege und Spaltungen gelernt hat. Die "Elberfelder
Versammlung" ist in den 1860er Jahren hier in Breitscheid und
auch im benachbarten Medenbach entstanden. Die Kirchenchronik
berichtet von Kirchenaustritten einzelner, die sich den "Baptisten"
anschlossen, womit aber die "Darbysten" (wie der Volksmund sie
nennt) gemeint sind. Nachdem sich Karl Brockhaus (1822-1899)
schon 1852 vom Evangelischen Brüderverein getrennt hatte, in dem
er bis dahin führend wirkte, und sich dem Engländer J. N. Darby
(1800-1882) anschloß, bereiste er auch den Dillkreis. In Dillenburg
hatte Brockhaus größeren Erfolg mit seiner Lehrtätigkeit, indem
von den bestehenden Kreisen der Gläubigen manche zu ihm überwechselten.
So ist es nicht verwunderlich, daß in Breitscheid schon früh eine
solche Versammlung entstand.
Unseren Brüdern lag in der
Gründungszeit der Gemeinde daran, den Willen und Weg Gottes zu
erkennen und zu tun, auch was den Anschluß an einen bestehenden
Gemeindebund anging. Die Einstellung der "Versammlung" war ihnen
zu ausschließlich (= exklusiv) in vielen Lehrfragen und anderen
Gläubigen gegenüber. Nach der Lehrmeinung dieses Kreises konnte
nur ein "Tisch des HErrn" an einem Ort sein und das war bei ihnen.
Damit erhoben sie den Anspruch der alleinigen Daseinsberechtigung.
Wir glauben nicht, daß ihre Form der Versammlung die nach dem
Neuen Testament einzig mögliche ist. Die Betonung der Mahlfeier
und der Anbetung hat der Begründer dieser Richtung zum Teil aus
der Anglikanischen Kirche entlehnt, ist aber keinesfalls die allein
mögliche Ausprägung der christlichen Gemeinschaft. Wir dürfen
auch für uns in Anspruch nehmen, mit unseren Frömmigkeitsformen
auf dem Boden des Neuen Testamentes zu stehen.
Neben diesen Versammlungen
fanden in Breitscheid Gottesdienste statt, die ein Baptistenprediger
aus Flammersbach hielt. Vier Familien hatten sich dort
angeschlossen, darunter auch Reinhard Georg, der Vater
unseres Predigers Richard Georg (Schwelm), der dann aber
bald zur Freien evangelischen Gemeinde fand und unter uns im guten
Gedächtnis ist. Richard Georg schreibt: "Zwischen der ´Versammlung'
und der Freien evangelischen Gemeinde stand ein Mann, der als
das erste Glied der Freien evangelischen Gemeinde angesehen werden
muß, noch ehe diese gegründet war. Das war mein Vater. Zwar hatte
er sich der Baptistengemeinde in Flammersbach angeschlossen, weil
er die Grundsätze der ´Versammlung' nicht billigen konnte. Doch
war der Anschluss bei den Baptisten für ihn auch nur eine Notlösung
gewesen. Die Überbetonung der biblischen Taufe als Tür zur Gemeinde
unter Ablehnung der HErrnmahlsgemeinschaft mit nichtgetauften
Gotteskindern fand er in der Bibel nicht begründet. Jahrelang
hielten die Baptisten Versammlungen in unserem Hause. Als dann
aber die Freie evangelische Gemeinde gegründet wurde, lag es nahe,
daß sich mein Vater mit seinen gläubigen Familiengliedern dort
anschloß. Die Baptisten haben dann noch lange Zeit ihre Versammlungen
in unserem Gemeindehaus gehalten, unter reger Beteiligung unserer
Geschwister."
Aus alledem ist ersichtlich,
daß sich unsere Brüder weder zur Versammlung noch zu dem baptistischen
Kreis wenden konnten. Sie hielten sich an das Wort: "Die Tür zur
Gemeinde ist so groß, daß jeder hindurchgehen kann, der wiedergeboren
ist. Sie ist aber auch so klein, daß nur der hindurchgehen kann,
der eine Wiedergeburt erlebt hat." Alle Exklusivität = Ausschließlichkeit
lehnen wir in unseren Freien evangelischen Gemeinden ab, ganz
gleich, ob sie von rechts oder links kommt, ob sie sich auf Taufe,
HErrnmahl oder einen anderen Gegenstand des Glaubens bezieht.
Damit stehen wir aber nicht gegen andere Kinder Gottes, in welcher
Gruppe sie auch immer sein mögen. Wir fühlen uns aufrichtig und
in herzlicher Liebe mit ihnen in unserem gemeinsamen HErrn und
durch Seien Heiligen Geist verbunden.
Wiederum war es die biblische
Erkenntnis der Brüder von der Taufe und vom HErrnmahl, wie überhaupt
von der Gemeinde der Glaubenden nach dem Neuen Testament, die
ein weiteres Verbleiben unter dem Dach der Landeskirche in Form
einer Landeskirchlichen Gemeinschaft unmöglich machten. Folgende
Satzung des "Herborner Vereins" konnten sie nicht unterschreiben:
"Dem christlichen Gemeinschaftsleben soll jede separatistische
und die kindliche Einfalt störende Lehre ferngehalten werden.
Es soll sich in den Schranken der kirchlichen Ordnung bewegen.
Kein Fremder darf in den Versammlungen zum Lehren zugelassen werden,
der nicht mit einer schriftlichen Erlaubnis des derzeitigen Präses
des Vereins versehen ist." Gewiss ist bei der Gemeindegründung
auch dieser Umstand ins Gewicht gefallen, daß man sich, geschichtlich
gesehen, zur Freien evangelischen Gemeinde geführt sah. Nach diesem
Namen, den sie dem Gemeinschaftskreis gaben, wollten die Brüder
sein:
1. Frei, das heißt unabhängig
von Volks-, Staats- oder Nationalkirchen, von einer Kirchenbehörde
und vom Staat, dessen Ordnungen sie sich aber unterstellen und
dessen Schutz sie erwarten,
2. evangelisch, das heißt
die Heilige Schrift Alten und Neuen Testaments sollte ihnen als
Gottesoffenbarung die alleinige Quelle der Erkenntnis und die
maßgebende Richtschnur für Lehre und Leben sein, das Evangelium
immer Herzstück ihres Daseins bleiben;
3. Gemeinden von bibelgläubigen
Christen, die durch den Herzensglauben an Jesus Christus ihres
Heils aus Gnaden gewiss geworden sind. Glied der Gemeinde konnte
nur werden, wer eine klare Bekehrung zu Jesus Christus erlebt
hatte und einen Wandel führte, der seinem Bekenntnis nicht widersprach.
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mehr in der Festschrift:
50 Jahre Freie evangelische Gemeinde in Breitscheid und auf dem
Westerwald 1912-1962
die ganze Festschrift als PDF-Datei
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